■ Press-Schlag
: Der grimme Aschyl

„Gespielt habe ich immer mit einem lachenden Gesicht“, pflegte Ernst Happel, der am Samstag verstorbene erfolgreichste Fußballtrainer aller Zeiten, über seine Karriere als aktiver Fußballer zu sagen. Der Coach Happel verbarg sein Lachen hingegen aufs sorgfältigste und legte sein Gesicht, sobald jemand guckte, in die grimmigsten Falten, deren ein menschliches Antlitz fähig ist. Legendär seine Pressekonferenzen, bei denen er ein kurzes, kryptisches Statement mit einem finsteren „Danke“ am Ende ins Mikrofon raunzte. Jeder, der es wagte, danach noch eine Frage zu stellen, mußte mit schwersten Beleidigungen oder einem noch beleidigenderen Blick rechnen. „Ich bin kein Grantler“, rechtfertigte er sich, „ich fange nur an zu granteln, wenn i an Journalisten seh.“

Schon zum ersten Training bei Rapid Wien erschien Happel als Sechzehnjähriger mit Zigarette im Mundwinkel. Später erfand er, stets übergewichtig und dem Rotwein zugetan, die Abseitsfalle, weil er zu faul zum Laufen war. Bälle stoppte der „Aschyl“, wie die Wiener ihr schlampiges Genie liebevoll nannten, auch mal mit dem Hinterteil, probierte seine berüchtigte Schußkraft sehr gerne am eigenen Torwart aus und trieb seine Vorgesetzten reihenweise zur Verzweiflung. „Wenn du mal Trainer wirst, dann wünsche ich dir einen Hund wie dich als Spieler“, sagte ihm einst Intimfeind Max Merkel.

Statt dessen bekamen die Spieler einen Hund wie Happel zum Trainer. Mit unbestechlichem Blick erkannte er nach kurzer Zeit ihre Fähigkeiten und Defizite, mit harter Hand holte er Titel um Titel, 17 Stück insgesamt. 1978 verpaßte er mit den Niederlanden in Argentinien knapp den WM-Titel, weil dieses eine Mal die suggestive Wirkung seiner Persönlichkeit versagte und er den gerade zurückgetretenen Johan Cruyff nicht zur Mitwirkung bewegen konnte.

Happels taktisches Meisterstück war der Europacupsieg mit dem Hamburger SV 1983, als er das scheinbar übermächtige Team von Juventus Turin um Michel Platini so verwirrte, daß deren Trainer Trapattoni 90 Minuten lang überhaupt nicht begriff, was dort auf dem Platz vor sich ging. Der HSV gewann 1:0. Und manche behaupten, sie hätten an diesem Abend den Trainer Ernst Happel ganz, ganz leicht lächeln sehen. Matti