Volker Rühe, Bauherr des Kammerjägers 90

■ Nun soll der Jäger 90 in einer Schlichtversion doch gebaut werden

Bonn (AP/taz) – Im Schwitzkasten europäischer Partner einerseits und Daimler-Benz andererseits, ging der starke Mann der Armee, Bundesverteidigungsminister Rühe, in die Knie: Eine „Light“-Version des Jägers 90, den Rühe einstmals siegessicher abgewehrt hatte, wird aller Voraussicht nach gebaut. Die oppositionelle SPD hatte allen Grund zum Spott: „Wenn das so weitergeht, wird das der Kammerjäger 90 mit dem Namen Rühe“, amüsierte sich Björn Engholm auf dem Sonderparteitag.

Rühe mußte Zeitungsberichte bestätigen, nach denen Deutschland einen vereinfachten „Jäger90“ zusammen mit England, Italien und Spanien vollständig entwickeln werde. Rühe habe seinem britischen Kollegen Malcolm Rifkind versichert, daß er Pläne zum vorzeitigen Ausstieg nicht weiterverfolge. Ein um 30 Prozent billigeres Flugzeug sei für ihn ein neues Flugzeug. Die Generalstabschefs der beteiligten Länder wollten eine Studie über die verringerten militärischen Forderungen im Dezember vorlegen. „Das eröffnet die Chance für ein preisgünstiges Flugzeug“, über dessen Bau dann der Bundestag zu entscheiden habe, sagte Rühe zu Bild. Wichtig sei, „wie wir die Entwicklung des Jäger90 umsteuern können in Richtung eines neuen Jagdflugzeugs für eine neue Zeit“.

Der Vorstandschef der an der Entwicklung beteiligten Daimler- Benz-Tochter Deutsche Aerospace, Jürgen Schrempp, äußerte in der Süddeutschen Zeitung die Erwartung, daß die Entscheidung für ein neues Flugzeug im Dezember fällt. Es werde 90 bis 95 Millionen Mark pro Stück kosten. Der Jäger 90 war mit 125 bis 133 Millionen veranschlagt worden.

Bundesfinanzminister Waigel erklärte ergänzend die alte, neue Lage: „Die Militärs haben immer gesagt, daß sie Anfang des nächsten Jahrhunderts ein neues Flugzeug brauchen. Wenn das so ist, war mir immer klar, daß wir dann ein solches Flugzeug nicht kaufen, sondern gemeinsam mit den Europäern selber entwickeln und bauen müssen.“