Nur keine Panik?

■ Klöckner wiegelt ab: Schließung nicht geplant

Als „grundlos“ bezeichnete am Dienstag der Duisburger Klöckner-Unternehmenssprecher Bernd Krüger die Befürchtungen einer völligen Schließung der Hütte. Angesichts der sich zuspitzenden Lage auf dem Stahlmarkt — die Erlöse sind seit 1989 um 30 Prozent gefallen — seien allerdings „vorübergehende Produktionseinschränkungen“ denkbar. Eine Entscheidung gebe es noch nicht. Stattdessen war auch von Seiten der Bremer Unternehmensführung vom Begriff „Denkmodell“ wieder die Rede.

Durchaus wohlwollend betrachtete diese vor der Großkundgebung am Dienstag die Mobilität ihrer Belegschaft — nur der Zeitpunkt sei völlig falsch. „Unternehmens- und Konzernleitung bündeln alle Kräfte — Bremen muß Stahlstandort bleiben“, verkündete der Bremer Klöckner-Vorstand. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Sörgel sollte ihm später entgegenschleudern: „Wenn derartig primitive und unsoziale Verhandlungen geführt werden, und der Vorstand sagt: 'Aber wir müssen doch', dann hat er sich selber aufgegeben und soll zurücktreten!“

Die Devise „Bremen soll Stahlstandort bleiben“ verknüpfte der Bremer Vorstand mit einer „Verbesserung der Standortbedingungen“: dem Ausbau des Hafens Osterort und vor allem der Möglichkeit, Koks zu Weltmarktpreisen beziehen zu können.

Zwischen der Ruhrkohle AG (RAG/Essen) und Klöckner Duisburg ist mittlerweile ein Streit um den sogenannten Hüttenvertrag entbrannt. Der „Hüttenvertrag“ garantiert mit finanzieller Unterstützung aus öffentlichen Kassen (Kokskohlenbeihilfe) die Vollversorgung der Stahlindustrie mit heimischer Kokskohle oder Koks. Klöckners Ziel in einem Schiedsgerichtsverfahren gegen die RAG ist es, den Preis für den Ruhrkohle-Hochofenkoks zu senken — jährlich entstehe dem Unternehmen gegenüber der internationalen Konkurrenz ein Kostennachteil von 80 bis 90 Millionen Mark.

skai