Anti-Atom-Connection gegen Plutonium-Mafia

■ Europäische Initiativen haben gemeinsames Vorgehen verabredet

Straßburg (taz) – „Die Plutonium-Mafia ist gut organisiert. Und deshalb müssen auch wir uns endlich zusammenschließen“, forderte die NRW-Landtagsabgeordnete der Grünen, Karin Grüber, auf einem Anti-Atomkraft-Initiativen- Treffen in Straßburg. Auf dem Kongreß, zu dem Grüber gemeinsam mit Greenpeace eingeladen hatte, beschlossen daher die Initiativen aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz, in Sachen Plutonium künftig Informationen auszutauschen und Aktionen gemeinsam vorzubereiten. Und damit sich die Gegenseite nicht schon im Vorfeld dieser Aktionen zum Gegenschlag rüsten kann, wurde ein Vertreter von Euratom höflich, aber bestimmt aus dem Saal komplimentiert.

Danach ging es im Palais de L'Europe zur Sache: Der Vertreter der deutschen Delegation berichtete von dem geplanten Lufttransport von 1,2 Tonnen plutoniumhaltiger Brennelemente aus Hanau, welche die Royal Air Force per Luftfracht ins schottische Dounreay transportieren soll. Dort sollen sie für den Einsatz in Forschungsreaktoren umgebaut und bis zum Verkauf zwischengelagert werden. Im Mittelpunkt der Kritik standen die Transportbehälter vom Typ B, die – so Michael Sailer vom Öko-Institut – einen Falltest aus acht Metern Höhe überstanden hätten und eine halbe Stunde lang einem Feuer von 800 Grad Celsius ausgesetzt worden seien. Bei dem Absturz der israelischen Transportmaschine in Amsterdam habe man jedoch erfahren müssen, daß das Feuer mit weit höheren Temperaturen sehr viel länger gebrannt habe. Ein wirklich sicherer Transportbehälter sei zwar konstruierbar, dann aber so schwer, daß ihn kein Transportflugzeug vom Boden bringe.

Am Wochenende hat auch der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Die Grünen) „schwerste Bedenken“ gegen die Plutoniumflüge vom Frankfurter Flughafen aus angemeldet. Die Transportflüge, so Fischer, gefährdeten Leben und Gesundheit von Millionen von Menschen im dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiet. Doch während etwa die Staatsregierung von Belgien ein Überflugverbot für die „Todesmaschinen“ (Grüber) angeordnet habe, hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer „keine Bedenken“ angemeldet.

Auf dem Forum waren sich die TeilnehmerInnen darin einig, daß mit den Lufttransporten eventuelle Blockadeaktionen der Anti- Atom-Bewegung „umgangen“ werden sollen. Für Michael Sailer steht aufgrund der Langzeitstrahlung von Plutonium fest, daß bei einem Absturz etwa in der Rhein- Main-Region das ganze Gebiet „auf Dauer“ evakuiert werden müsse. Über die Lufttransporte mit Plutonium hinaus haben die Vertreter der Initiativen in Straßburg auch beschlossen, sich verstärkt mit Belgien zu befassen. In Dessel werden Plutonium-Uran- Brennelemente (MOX) für Deutschland, Frankreich und die Schweiz gefertigt. Die Anlage hat eine Kapazität von 35 Tonnen pro Jahr. Noch immer, so eine Sprecherin der belgischen Delegation, deklariere die Regierung alle Verträge über die Plutioniumverarbeitung als „streng geheim“. Klaus-Peter Klingelschmitt