Nicht jeder kann in seinem Traumberuf arbeiten

■ Bis zum Jahresende sollen alle Bewerber einen Ausbildungsplatz erhalten

Berlin. Fast allen Jugendlichen konnte in diesem Jahr ein Ausbildungsplatz vermittelt werden. Die Sonderkommission „Ausbildungsplatzsituation“ rechnet damit, bis zum Jahresende alle Bewerber mit einem Ausbildungsplatz versorgen zu können. Dies teilte Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) gestern anläßlich einer Sitzung der Kommission mit. Es könne allerdings nicht jeder in seinem Traumberuf arbeiten. Von 1.000 Bewerbern, die Ende September noch keine Stelle gefunden hatten, seien viele durch Nachvermittlungen untergebracht worden.

„Ich kann allen Jugendlichen, die noch nicht versorgt sind, nur raten, sich jetzt noch zu bewerben“, sagte Klemann. Allein im Handwerk seien noch 300 Ausbildungsplätze frei, vor allen im Elektro-, Gas-Wasser-, Nahrungsmittel-, Maler-, Lackierer-, Friseur- und Metallbereich. Das Ausbildungsangebot im Ostteil sei im Vergleich zu 1991 um 51 Prozent gestiegen.

Ende September bestanden in Berlin insgesamt 54.798 Ausbildungsverhältnisse, von denen 14.690 neu begründet wurden. Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Wochen rechnet Klemann bis zum Jahresende mit weiteren 4.000 bis 5.000 Neubegründungen.

Die Sonderkommission, in der die Kammern, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, das Landesarbeitsamt und der Senat vertreten sind, hat sich auch mit den Aussichten für das kommende Jahr beschäftigt. „Es gibt keinen Anlaß, Entwarnung zu geben oder sich zurückzulehnen“, sagte Klemann. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sei ungewiß. Der Strukturwandel zu Lasten industrieller Arbeitsplätze gefährde das Ausbildungsangebot ebenso wie Einsparungen im öffentlichen Dienst.

Aufgrund der steigenden Schulabgängerzahlen werde mit einem zusätzlichen Bedarf von 4.500 Stellen für das kommende Jahr gerechnet. „Jede Branche ist gefordert, ihr Ausbildungsangebot zu erhöhen, damit wir der Nachfrage der jungen Menschen gerecht werden können“, sagt Uwe Schulz-Hofen, der Leiter des Referats für Berufsbildungspolitik. In der Baubranche beispielsweise, die vor einem Boom stehe, sei die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen besonders groß. Größer als das Angebot sei die Nachfrage auch im Dienstleistungs-, Warenverkaufs-, Büro- und Metallsektor.

„Die Kommission ist auch der Auffassung, daß wir Anstrengungen unternehmen müssen, um zu verhindern, daß ausländische Auszubildende in schwierige Situationen kommen“, so Klemann. Bislang gebe es noch keine signifikante Verdrängung junger Ausländer vom Ausbildungsmarkt, doch so weit wolle man es gar nicht erst kommen lassen. cor