■ Tour d' Europe
: Europas letzte Kolonien

Europa ist groß und exotisch, reicht es doch bis in den Südpazifik und in die Antarktis. So tauchen in den EG-Verträgen außereuropäische Gebiete auf, die wegen „besonderer“ – sprich kolonialer – Beziehungen an einen EG-Mitgliedsstaat assoziiert sind. Als festen Teil seines Staatsgebietes hat sich Frankreich das südamerikanische Guayana (1) einverleibt, die Antilleninseln Guadeloupe und Martinique (2) sowie Reunion (3) im Indischen Ozean. Zu Portugal gehören die Azoren (4) und Madeira (5) im Atlantik, zu Spanien die Kanarischen Inseln (6) und zwei Enklaven auf marokkanischem Gebiet, Ceuta und Melilla (7). Für all diese Gebiete kann die jeweilige Metropole (und nicht das Gebiet selbst) Mittel aus den Sozial-, Regional- und Agrarfonds der EG beantragen. Dort gelten auch alle EG-Verträge und Verordnungen, es sei denn, Ausnahmen wurden ausdrücklich vereinbart. Die dort lebenden Menschen – insgesamt rund drei Millionen – haben das Recht, an EG-Wahlen teilnehmen.

Koloniale Beziehungen herrschen noch auf zahlreichen weiteren Inseln und Gebieten, obwohl ihnen mehr oder weniger weitreichende Selbstverwaltungsrechte zugestanden wurden. Zu Dänemark gehören so die Färöer-Inseln (8) und Grönland (9). Britisch sind neben Sankt Helena, Ascension Island (beide bei 10), De Cunha-Gough (11) und den Bermudas-Inseln (12) im Atlantik die karibischen Cayman-Inseln (13), die Turks- und Caicos-Inseln (14), sowie die britischen Jungfern-Inseln, Anguilla und Montserrat (alle bei 2). Im eisigen Südatlantik liegen die britischen Falkland-Inseln (Malwinen, 15), die Südgeorgien- und Südsandwich-Inseln (16).

Foto: AP

Im Südpazifik gehört noch Pitcairn (17) zur britischen Krone. Hongkong (17a) hingegen ist nur noch bis 1997 Kronkolonie. Zu Frankreich zählen die südpazifischen Inseln Neukaledonien (18), Französisch-Polynesien (19), Wallis und Futuna (20), Mayotte (21) und die Iles Amsterdam (22) im Indischen Ozean sowie die Kanada vorgelagerten Atlantik-Inseln Saint-Pierre und Miquelon (23). Zu den Niederlanden gehören die Karibikinseln Aruba, Bonaire, Curacao (24) sowie die kleineren Saint Eustatius, Sint Maartren und Saba (bei 2). Das chinesische Territorium Macao (25) und Ost-Timor (26) stehen offiziell unter portugiesischer Verwaltung.

Die Kolonien kosten Europa zwar hohe Subventionen, für die strategischen, wirtschaftlichen und technologischen Ambitionen des alten Kontinents sind sie jedoch unverzichtbar. So ist etwa die Weltraumforschung ohne ein Gebiet in Äquator-Nähe nicht denkbar. Doch auch in Europa selbst gibt es noch koloniale Herrschaft – man denke an das Nordirland-Problem (27) oder an Gibraltar (28). Und nicht zu vergessen sind auch die Ansprüche vieler europäischer Staaten auf Teile der Antarktis.bk