Geheime Mädchenwelt

■ Neues Buch über junge Frauen auf St. Pauli von Helene Manos

über junge Frauen auf St. Pauli von Helene Manos

Eine Streitschrift gegen Armut, Gewalt und Sexismus nennt Helene Manos ihr neues Buch mit dem Titel „Gewidmet den Mädchen“. Die Soziologin, die in Griechenland aufwuchs, aber seit 30 Jahren in der Bundesrepublik lebt und inzwischen auch einen deutschen Paß hat, versucht durch Interviewauszüge eine authentische Darstellung zur Lebenslage von Mädchen im Stadtteil St.Pauli zu geben. Allerdings mißlingt das Vorhaben in weiten Teilen.

Auf Einladung der Stadtteilzeitung „HH 19“ las Helene Manos am Donnerstagabend im Mütterzentrum Müggenkampstraße aus ihrem Buch vor. Zu Beginn erklärte sie, daß sie forsche, indem sie Berichte schreibe und wichtige Punkte daraus veröffentliche. Genau in diesem Vorgehen liegt indes die Schwierigkeit des interessanten Projekts.

Die Interviews stehen hintereinander und jedes für sich, nur nach Themen geordnet. Der Leser wird mit den Aussagen der Mädchen al

1leine gelassen. Aus den Texten erschließt sich nicht ihr soziales Umfeld, ihre ganz persönliche Situation, in der allein ihre Erzählungen zu verstehen sind. Es wäre wichtig zu wissen, wer diese Mädchen sind. Die allgemeinen Bemerkungen auf den ersten Seiten des Buches über den Stadtteil, zur Bildungsfrage, über Mütter und Töchter, reichen nicht aus, einen Eindruck von den Menschen, den Straßen, den Häusern in St.Pauli zu bekommen.

Daran scheitert die authentische Darstellung der Mädchenwelt, denn die Aussagen der Mädchen sind in dem Buch nicht durch ihre Lebenssituation verbürgt. Deshalb mußte Helene Manos auch immer wieder die Interviews bei ihrer Lesung kommentieren, von einem Mädchen sagen, daß es einen drogenabhängigen Freund hat, von einem anderen, wie es sich wärend des Gespräches verhielt.

Weiteres Indiz dafür, daß das Werk von Helene Manos nicht zu überzeugen vermag: Nach der Lesung wurde zwar lange über Mädchenarbeit gesprochen, nicht aber über das Buch. Dennoch waren sich die Teilnehmerinnen einig: „Das Buch ist für die Mädchenarbeit gut zu verwenden, weil man es mit verteilten Rollen lesen kann.“ Torsten Schubert

Helene Manos, Gewidmet den Mädchen, Edition Nautilus, 174 Seiten, 19,80 Mark.