"Hamburg Light" mit Kitsch und Komfort

■ Die Pauschal-Städtereise "Happy Hamburg" kurbelt Tourismus an / 1993 rund 7000 Buchungen erwartet

»Happy Hamburg« kurbelt Tourismus an / 1993 rund 7000 Buchungen erwartet

Einmal als Gast an die Elbe kommen. Kein Problem mit „Happy Hamburg Reisen“. Die hiesige Tourismuszentrale (TZH) wirbt jetzt mit Weltstadt-Atmosphäre schon ab 68 Mark pro Person. Nett verpackt zum unkomplizierten Genuß im Vorübergehen für Menschen mit wenig Zeit.

Im Preis enthalten: Eine Übernachtung mit Frühstück und die „Hamburg-Card“, die freie Fahrt beim HVV garantiert, Gutscheine für eine Rathausführung und Eintritt in die Spielbank enthält sowie Ermäßigungen bis zu 30 Prozent bei vielen Aktivitäten. Das Supersonderangebot für 68 Mark erweist sich beim näheren Hinsehen natürlich als Lockvogel. Das Gros der Preise durchbricht die 100-Mark- Schallmauer. Ähnlich verhält es sich mit „3 Nächte für 2“. „Ab 118-Mark“ steht im rosa Querbalken über dem PR-Text. Diese Billigofferte gibt es nur einmal, alle anderen Hotels sind teurer. Richtig luxuriös wird's dann beim „Musical Kombi“ für 368 Mark.

„Happy“ steht für ungetrübten Freizeitspaß. „Wir sprechen mit unserem Reiseangebot eher den Bild-Leser als den Zeit-Abonnenten an“, erklärt TZH-Pressesprecher Reiner Büchtmann.

Seit sieben Jahren gibt es die „Happy-Reisen“ nach Hamburg schon. Doch erst jetzt wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Ein paar kleinere Artikel in der Regenbogen-Presse haben die Buchungen schnell ansteigen lassen. In diesem Jahr werden von den Verantwortlichen insgesamt 7000 Buchungen mit einer durchschnittlichen Übernachtungsdauer von 1,9 Tagen erwartet. Ein Erfolg der gezielten Werbung und der Einfachheit. Denn „Happy-Hamburg“ läßt sich bequem vom heimischen Sofa buchen, sogar vor dem Fernseher mit BTX. Einzige Bedingung: Die Buchung muß einen Monat im voraus erfolgen.

Dann wird dem Gast der Hansestadt eine „maritime und weltstädtische Atmosphäre gezaubert“, wie auf den Bildern im Katalog: Eine ungetrübte, leicht gekräuselte Elbe mit fahnengeschmückten Schiffen und strammen Matrosen, blauer Himmel. Übertreibung gehört zum Geschäft. Außerdem — Probleme hat der Reisende zu Hause genug.

Es ist die Kunst, für die gewünschte Zielgruppe den richtigen Ton im Katalog zu finden. „Happy Hamburg“ ist eine Mischung aus Kitsch und Bequemlichkeit. Da kann man sich die Touristenhor-

1den, die gaffend durch die Stadt ziehen, gut vorstellen. Doch keine voreiligen Schlüsse, meint Reiner Büchtmann von der TZH. „Wir erwarten hauptsächlich gut betuchte, ältere Leute.“

Torsten Schubert