Auf einem Brett 180 Grad um die eigene Achse

■ Skateboarding: Skateland-Finanzier Thomas Friese will nicht länger zahlen / Springt die Stadt in die Bresche?

: Skateland-Finanzier Thomas Friese will nicht länger zahlen / springt die Stadt in die Bresche?

Laute Musik von AC/DC umwirbelt die Ohren, das Rattern der Skateboardrollen auf den Holzrampen verrät Action in der Amsinckstraße.

Im dort beheimateten Skateland tummeln sich auf 700 Quadratmetern Skateboard-Fanatiker zwischen 13 und 17 Jahren. Die Cracks des Rollbrettes rauben den zuschauenden Müttern mit ihren waghalsigen Showeinlagen den Atem und ernten ein tiefes „YEAH!“ von den umstehenden Gleichgesinnten. In der Skateboardhalle gibt es keine teuren Trainerstunden, der Eintritt ist frei und wem das Brett bei einer Drehung in der Luft und über Kopf an den Füssen kleben soll, dem hilft nur abschauen und üben.

Vor zwei Jahren verwandelte der Hamburger Textilkaufmann Thomas Friese die alte Fabrikhalle in ein Eldorado für Skatewütige. Die erste Rampe war ursprünglich für den Sohn gedacht, doch der langweilte sich scheinbar alleine in der großen Halle, so daß der Mann mit dem i-Punkt im Namen, die Sportanlage allgemein zugänglich machte. Mittlerweile pilgern täglich an die hundert Skater gen Skateland. Geboten wird vom Curb (Bordsteinimitation) über die Halfpipe, die Fun- ramp und -box bis hin zum Bowl (schalenförmiges Holzbecken mit einer Ecke), fast alles, was das Herz der Skateboardliebhaber höher schlagen läßt. Jugendliche aller Nationalitäten und sozialen Schichten üben sich hier in den fünf Disziplinen, die diese recht neue Sportart zu bieten hat: Half-Pipe, Freestyle, Street, Bowl und Rollerskate. Das höchste der Gefühle für die Skate-Fetischisten ist der MC- Twist — eine 540 Grad Drehung,davon 180 um die eigene Achse und 360 über Kopf.

Der Sozialpädagoge Frank Mertens beaufsichtigt zusammen mit einem Mitarbeiter die Skater-Kids. Für den diplomierten Sozialpädagogen ist das Skateland eine gelungene Form von Jugendarbeit: „Die Häuser der Jugend sind für die Kids unattraktiv geworden und wer hat nicht schon einmal was angestellt, wenn er nichts zu tun hat“, weiß Mertens. Mehr Spannung indes verspricht die Skatehalle.

Doch Schliessung und Abriß hämmern an die Tür der Hinterhofhalle. Initiator Friese will nicht länger alleine die 300000 Mark jährlich berappen .Die Stadt soll jetzt

1für ihn in die Bresche springen und das erfolgreiche Projekt durch einen Jahresbeitrag von 200000 Mark bezuschussen. Aus der Senats-Pressestelle wurde unterdes verlautet, daß fachliche Gespräche laufen und positive Bewertungen zu hören seien. Nach Frieses Meinung ist das Skateland eine wohlfeile

1Chance für die Stadt zusätzliche Jugendarbeit zu leisten. Denn: Die Halle ist bereits ausgebaut und es muß nur der laufende Unterhalt bezahlt werden. Wenn die Gesprächrunden der Stadt keine Früchte tragen, ist das Ende der Skatehalle am Neujahrstag besiegelt und der Abriß der Halle wahrscheinlich.

1Wo dann die jugendlichen Skate- Sportler ihre halsbrecherischen Übungen abhalten werden ist ungewiß. Wenn das Rattern der Rollen in der Amsinckstraße verstummt, wird wieder die Straße Tummelplatz der Rollbretter sein — wider der Straßenverkehrsordnung versteht sich. Kirsten Lösch