Kaffee selber kochen!

KOMMENTAR

Kaffee selber kochen!

Wenn die Müllmänner in New York streiken, liegt die ganze Metropole im stinkenden Abfall und nichts geht mehr. Wird in Deutschland im Baugewerbe mehr Lohn gefordert — die Gerüste bleiben auf halber Höhe stehen. Doch wenn Frauen in den unteren Lohn- und Gehaltsklassen für einen besser ausgestatteten und besser bezahlten Arbeitsplatz kämpfen, bleibt ihr Aufbegehren meist ungehört oder wird gar mit Spott bedacht.

Altenpflegerinnen, Krankenschwestern und Schreibkräfte sind unterbezahlt. Das wissen alle. Daß sie dringend notwendig sind, auch. Daß diese Arbeitsplätze immer schwerer zu besetzen sind, fällt in letzter Zeit immer öfter auf. Was läge näher, als die Attraktivität dieser frauenspezifischen Arbeit zu erhöhen, sprich mehr Kohle und mehr Ansehen zu bieten? Doch nichts von dem geschieht. Eine Sache mit System: Würden solche Arbeitsbereiche begehrter, wären nicht Frauen diejenigen, die sie füllen würden, sondern Männer. Und das hätte für die Platzhirsche und Chefs fatale Folgen — der Kaffee müßte selbst gekocht werden, der Konkurrenzkampf um die verbliebenen Sekretärinnen nähme zu, die Untergebenen wären weit weniger gefügig, kurz: Das Arbeiten wäre nur noch halb so angenehm. So verkehrt sich der Vorteil der Frauen, ihre soziale Kompetenz, in ihren Nachteil.

Und komme mir keineR mit dem Argument, es sei eben kein Geld vorhanden, um die Attraktivität solcher Arbeitsplätze zu erhöhen — die gerechte Verteilung der Löhne und Gehälter müßte spätestens dann erfolgen, wenn die betroffenen Frauen streikten. Die Folge wäre eine Lahmlegung der gesamten Verwaltung. Deutschland im Chaos! Um das zu verhindern hat das Geld bislang noch immer gereicht. Annette Bolz