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Serben unnachgiebig

■ Bosnische und kroatische Serben verhärten ihre Positionen

Genf (taz) — Übel beschimpft und mit leeren Händen kehrten die Vorsitzenden der internationalen Jugoslawienkonferenz, Cyrus Vance und David Owen, gestern von ihrer Reise in die serbisch besetzten Gebiete Kroatiens nach Genf zurück. Die Besetzer waren zu keinerlei Vereinbarung über die Umsetzung des seit Anfang 1992 vorliegenden UNO-Friedensplanes (dem damals alle Konfliktparteien zugestimmt hatten) bereit. Statt dessen beschimpften der „Regierungschef“ der selbsternannten „Serbischen Republik Krjina“, Zdravko Zecevic, und sein Sprecher Doro Martinovic die beiden Genfer Unterhändler in Knin als „Serbenhasser“.

Bereits als Vance und Owen zu Beginn der Begegnung feststellten, sie befänden sich in Kroatien, erhoben ihre Gesprächspartner wütenden Protest. Ein Rückzug von den besetzten Gebieten oder auch nur ihre im UNO-Plan vorgesehene Demilitarisierung komme nicht in Frage.

Währenddessen hatte der „Außenminister“ der selbsternannten „Serbischen Republik“ in Bosnien, Alexander Buhac, in Genf einen Verfassungsentwurf für Bosnien- Herzegowina vorgelegt, der auch die letzten Hoffnungen auf einen Kompromiß bei der Genfer Jugoslawienkonferenz zerstört. Der Entwurf sieht die Aufteilung der Republik in je einen serbischen, kroatischen und muslimanischen Staat vor. Buhac betonte am Donnerstag, daß die Serben allerhöchstens noch zu Kompromissen in Detailfragen bereit seien. Für ihren Teilstaat beanspruchen die Serben 60 bis 64Prozent der Fläche Bosnien-Herzegowinas, obwohl sie nur 31Prozent von dessen Vorkriegsbevölkerung von 4,4 Millionen Menschen stellten.

Der Verfassungsentwurf sieht zwar eine lockere „Assoziation“ oder „Union“ zwischen den drei Teilstaaten vor: die drei Staaten sollen jeweils eine gleiche Anzahl von Vertretern in eine gemeinsame Legislative und Exekutive schicken. Die diesen Unionsorganen zugedachten Kompetenzen sind jedoch äußerst gering, selbst auf dem Gebiet der Außenpolitik.

Die beiden Vorsitzenden der Genfer Konferenz, Cyrus Vance und David Owen, hatten Ende Oktober einen Verfassungsentwurf vorgelegt, der die Erhaltung des Staates Bosnien-Herzegowina und seine Dezentralisierung in acht bis zehn ethnisch gemischte Provinzen vorsieht. Buhac erklärte, diese Vorschläge seien „unakzeptabel“, da sie „die Ursachen des Krieges“ nicht berücksichtigten.

Die bosnischen Kroaten haben sich bisher nicht eindeutig festgelegt. Die Muslimanen unterstützen den Entwurf der beiden Konferenzpräsidenten, plädieren aber für mehr Provinzen. azu

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