Eurobrüter hoffnungslos

■ London steigt aus dem Programm aus

London/Berlin (AP/taz) – Die britische Regierung hat ihren Ausstieg aus dem europäischen Programm zur Entwicklung eines schnellen Brutreaktors angekündigt. Energieminister Tim Eggar sagte am Donnerstag abend im Unterhaus, die Regierung wolle das Projekt über März 1993 hinaus nicht mehr finanzieren, da ein derartiger Reaktor frühestens im Jahr 2030 kommerziell genutzt werden könne. „Darüber“, so der Minister, „besteht Einvernehmen unter den Fachleuten“. Rund 270 Arbeitsplätze werden nach der Entscheidung verlorengehen.

Von dem Ausstieg aus dem Projekt erhofft sich die Regierung in London Einsparungen in Höhe von 53 Millionen Pfund (knapp 130 Millionen Mark) im Jahr. An der Entwicklung des schnellen Brüters hatte die britische Regierung nach Eggars Angaben bereits seit 40 Jahren gearbeitet. London hatte in dieser Zeit 4 Milliarden Pfund (11 Mrd. Mark) in die Brüterforschung investiert.

Seit Mitte der achtziger Jahre ist aber eine Kehrtwende in der britischen Atompolitik zu beobachten. Bei der Privatisierung der Energieindustrie stellte sich der atomare Zweig als unverkäuflich heraus. Die Atomforschung wurde mehr und mehr zusammengestrichen. Vor kurzem hatte die Regierung in London gegen den Protest der Lobby in den staatlichen Atomkonzernen dann auch noch erklärt, daß der 250-Megawatt-Prototyp eines Brüterreaktors in Dounreay zum Jahresende 1993 den Betrieb einstellen werde.

Die Zukunft des Brüter-Projekts sieht damit düster aus. Die Partner des Eurobrüter-Projektes, Frankreich und Deutschland, haben nämlich ihre eigenen Probleme. Der französische Brüter Superphenix liegt wohl entgültig still, der deutsche Schnelle Brüter in Kalkar ist gar nicht in Betrieb gegangen. Energieminister Eggar verteidigte seine Entscheidung denn auch mit der Bemerkung, die deutsche Regierung übertrage die Verantwortung für den größten Teil der Forschung und der Entwicklung des Eurobrüters ebenfalls ihrer Atomindustrie. ten