Was darf Fernsehen?

Pornographie, keine Frage: Das Schmuddelzeug darf nicht. Ebenso Gewalt: Horror für Kurze im Kinderzimmer gibt's schon mehr als genug. Aber wie verhält es sich zum Beispiel beim Tie-Break?

Das vergangene Tennis-Wochenende hat auch dem medialen Laien ein neues Problemfeld in seiner ganzen Tragweite eröffnet. Darf zu spätnachmittäglicher Stunde ein Rückhand-Return im Matchball unkommentiert gezeigt, ja in Zeitlupe wiederholt werden? Darf ein Volley-Vorhand cross, mit brutaler Entschlossenheit abgeschossen, gleich aus mehreren Perspektiven über den Bildschirm flimmern? Wie ist es mit einem Schmetterball aus der Betroffenen-Sicht? Darf schließlich ein Tie-Break mit mehreren Satzbällen in voller Länge dokumentiert werden?

Nahaufnahmen schmerzgezeichneter Gesichter, geballte Becker-Fäuste und fluchverzerrte Grimassen nach einem As oder Aus bewirken beim Zuschauer eine ausgeprägte Tennissucht mit schlimmen Folgeerscheinungen wie abgekauten Fingernägeln, Schreikrämpfen und erhöhtem Chips-Konsum. Wir fordern deshalb: Eine kontrollierte Vergabe von Tennissendezeit pro Fernsehwochenende!

Markus Daschner