Anschlag auf Hamburger Jura-Fakultät

■ Bekennerschreiben verweist auf „faschistische Kontinuität Hamburger Justiz“

Hamburg (taz) – Auf die Juristische Fakultät der Hamburger Universität ist am Samstag morgen ein Anschlag verübt worden. Durch den anschließenden Brand entstand erheblicher Sachschaden. Die mutmaßlichen Urheber ließen ein neunseitiges anonymes Bekennerschreiben zurück. Sein Tenor: „Den BRD-„Rechts“staat angreifen – zusammen kämpfen“.

Passanten waren um 1.47 Uhr aufgeschreckt, als es im Juristenhaus der Uni zu einer heftigen Explosion gekommen war: Scheiben zerbarsten, wenig später loderten Flammen aus dem vierten Stock des Gebäudes im Stadtteil Rotherbaum. Unbekannnte hatten in den Räumen 60 Liter Benzin ausgegossen und durch einen Zünder entflammen lassen. Zuvor hatten sie im ganzen Haus Türen und Kammern aufgebrochen, Aktenschränke geplündert und schwere Verwüstungen angerichtet.

Die Augenzeugen alarmierten die Feuerwehr. Doch die staatlichen Löscher mußten nach kurzem Einsatz ihre Maßnahmen zunächst einstellen, da es auch in den unteren Etagen immer wieder zu kleinen Detonationen kam. Eine Inspektion ergab, daß auch in diesen Stockwerken Brandsätze installiert waren: Insgesamt 200 Liter Benzin waren nach Polizeischätzung ausgegossen worden, in der leicht entflammbaren Flüssigkeit tickten Zünder aus Eieruhren, Batterien und Blitzlichtbirnen. Erst als Bomben-Spezialisten des Staatsschutzes drei weitere Brandsätze fünf Minuten vor dem Zündzeitpunkt entschärft hatten, setzte die Feuerwehr ihre Maßnahmen zur Brandbekämpfung fort. Polizeisprecher Dankmar Lund: „Der größte Schaden entstand in der obersten Etage. Hier stürzte durch die Wucht der Detonation eine stabile Zwischenwand ein.“

Der Polizeisprecher zeigt sich beeindruckt von der Tat: „Wenn das in allen vier Stockwerken so geklappt hätte, wäre das Rechtshaus wohl platt gewesen.“ Allein im vierten Stock sei die „Feuerwalze“ so massiv gewesen, daß Feuerschutztüren aus der Verankerung gesprengt worden seien. Für die Polizei, die in verschiedenen Stockwerken Kopien eines Bekennerschreibens fand, ist klar, daß die unbekannten Zündler „zweifelsfrei“ aus dem „linksextremistischen Bereich“ kommen müssen.

Lund: „Das Bekennerschreiben ist schon fast eine Leistungskontrollklausur. Zu einer solch intellektuellen Arbeit sind Rechtsradikale gar nicht in der Lage.“ In dem Schreiben wird die „faschistische Kontinuität der Hamburger Justiz“ angeprangert. Stichpunkte: „Die Rolle der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät im Dritten Reich“, „Justitielle Verfolgung von Kommunisten in der BRD“ und „das Asylrecht der BRD“. Kai von Appen