Mit Gewalt gegen den ganzen Frust

■ Die fast rituelle Randale Jugendlicher an Wochenenden reißt nicht ab/ Immer häufiger kämpfen Skins gegen Autonome/ Die neue Bilanz: Festnahmen, Sachschäden, eingeschlagene Köpfe

Berlin (dpa/AFP/taz) – Mehrere Verletzte, Sachschaden und ein gutes Dutzend Festnahmen – in der Provinz randaliert die Jugend vornehmlich am Wochenende. Die Akteure der nächtlichen Frustbearbeitung kommen ebenso aus der linken wie aus der rechten Szene, häufig beziehen sie sich aufeinander.

In der Stadt Brandenburg mußten ein Skin und ein Autonomer schwerverletzt in eine Klinik eingeliefert werden. Sie wurden Opfer bei einer Massenkeilerei zwischen beiden Gruppen am Freitag abend. Dem Polizeibericht zufolge standen sich vor einer Kneipe 25 Skins und doppelt so viele Autonome gegenüber. Bei dem Einsatz nahm die Polizei 13 Personen fest; sie beschlagnahmte mehrere Baseballschläger, eine Schreckschußpistole, ein Beil und ein Messer.

In Bad Freienwalde (Brandenburg) demonstrierten am Samstag abend gut 250 Jugendliche, teilweise vermummt, gegen die Schließung eines Jugendklubs. Im Verlauf des Umzugs flogen Steine auf die anwesende Polizei. Wie es zu der tätlichen Auseinandersetzung kam, teilte die Polizeidienststelle nicht mit. Sieben Polizisten wurden leicht verletzt, fünf Einsatzwagen beschädigt. Festgenommen wurde niemand. Ob Demonstranten verletzt wurden, teilte die Polizei nicht mit.

In Stralsund wurde bei einer Schlägerei zwischen zwei jugoslawischen Flüchtlingen und sieben deutschen Jugendlichen ein Junge durch einen Knüppelhieb leicht verletzt. Die 15- bis 16 Jahre alten Jugendlichen hatten die beiden Jugoslawen in einer Diskothek beschimpft und beleidigt. Als die Gruppe später auf dem Nachhauseweg am Asylbewerberheim vorbeikam, gingen die Jugoslawen mit Knüppeln auf sie los.

Im niedersächsischen Schöningen schlugen Jugendliche in der Nacht zum Sonntag vier Scheiben in einer Asylbewerberunterkunft ein. Gegen die Eingangstür warfen sie einen Brandsatz. Das Feuer wurde von den Bewohnern gelöscht.

Eine Saalschlacht lieferten sich in Prenzlau rund achtzig Jugendliche, darunter auch Rechtsradikale. Drei Stunden war die Polizei im Einsatz, der Sachschaden beträgt etwa 13.500 Mark.

In Erfurt stürmten etwa zwanzig Autonome eine Kneipe, bekannt als Treffpunkt der rechtsradikalen Szene. Sie zertrümmerten die Einrichtung, vier Personen wurden verletzt. Danach entkamen die Täter mit der Straßenbahn.

Auch im thüringischen Meuselwitz wurde eine Kneipe demoliert. Etwa vierzig Jugendliche wollten es nicht zulassen, daß sich dort eine Partei namens „Die Bürger“ gründete. Es entstand erheblicher Sachschaden. roga