Gott schaut 'Buten & Binnen'

■ Der Allmächtige und das 'Videospiel Deutschland'

Es war gestern. Gott war gut gelaunt. Ein Blick auf den Kalender am frühen Morgen hatte ihm gesagt: Auf den Tag genau vor einer Million Jahre hatte er den Menschen erschaffen. „Das macht mir so schnell keiner nach“, sagte Gott beim Frühstück zu seiner Frau, „soll ich vielleicht eine Rede halten?“

Aber seine Frau meinte, er solle doch vielleicht besser die Garage aufräumen. Denn das hatte er schon seit Tagen versprochen. Aber weil er so schnell fertig war und bis zum Mittagessen noch etwas Zeit blieb, schaltete er in seinem Arbeitszimmer den großen Fernseher ein und stellte die drei Kilo schwere Fernbedienung mit den hunderttausend Knöpfen auf „Buten & Binnen“. Denn Gott weiß, daß „Buten & Binnen“ mittags immer wiederholt wird.

Und er hörte Henning Scherf mit Hans Jessen von den Asylbeschlüssen der SPD reden. Später, beim Mittagessen, da schmunzelte Gott ganz still und verschmitzt in sich hinein. „Hast Du auf der Erde wieder etwas ausgeheckt?“ fragte ihn seine Frau, „du feixt schon wieder so frech.“ Gott schwieg eine Weile und zermatschte seine Kartoffeln in der Bratensoße. „Mein 'Telespiel Deutschland' funktioniert wie geplant“, sagte er mit einem Lächeln, das ein ganz klein wenig böse war, „bald wird es wieder interessant, das sehen wir uns dann live an.“

Nach dem Essen schenkte Gott seiner Frau und sich ein Schnäpschen ein und legte eine ganz alte Platte von Pink Floyd auf. So viele schöne Spielsachen hatte er sich schon ausgedacht. Aber das Videospiel „Deutschland“ war das einzige, das nie langweilig wurde. Lutz Wetzel