Ginkgo biloba - lebendes Fossil

■ Die Bremer Filmemacherin Monika von Behr drehte den Film zum Baum

Ginkgo biloba — lebendes Fossil

Die Bremer Filmemacherin Monika von Behr drehte den Film zum Baum

hierhin mittig Blatt,

Stengel links unten

Die einen haben noch nie von ihm gehört. Aber wer ihn kennt, bekommt Glutaugen, wenn die Rede auf ihn kommt: Der Ginkgo- Baum, mit 250 bis 400 Millionen Jahren der älteste Baum der Welt, kennt nur Fans oder Ignoranten. Er ist nämlich, ganz ohne Übertreibung, ein Wunderbaum. Die Bremer Filmemacherin Monika von Behr hat ihn jetzt in den Mittelpunkt einer Sendung gestellt, die im Dezember im ZDF läuft.

In Japan, seiner Heimat, wird er angeblich bis zu 4.000 Jahre alt und ist dort traditioneller Tempelbaum; er überlebt atomare Strahlung, Feuersbrünste und Abgasqualm in New Yorks Innenstadt; gegen Bakterien und Viren ist er resistent; seine grünen Blätter verfärben sich im Herbst schlagartig gelb, um dann ebenso plötzlich vom Baum zu fallen. Und botanisch ist er eine Sensation: Es gibt männliche und weibliche Bäume; die Befruchtung läuft über bewegliche Spermien, die in winzigen Flüssigkeitströpfchen schwimmen. Er hat eßbare, aprikosenähnliche Früchte, die ihm auch den Namen gaben (Ginkyo (jap.) = Silberaprikose).

„Man findet sofort Kontakt,“ erzählt Monika von Behr über die Dreharbeiten. Sie hat eine japanische Malerin besucht, die nur Ginkgo-Bäume und —blätter malt. Die größte Gemeinde hat sie in der Ex-DDR entdeckt, wo Zusammenkünfte älterer Herrschaften fast geheimbündlerisch wirkten. Und sie war in Weimar, um einem Gedicht von Goethe auf die Spur zu kommen, der das Ginkgoblatt besang: „Ist es ein lebendig Wesen, das sich in sich selbst getrennt?“ (Westöstlicher Diwan). Die Form des herzförmig gelappten Blattes scheint ohnehin gewisse Archetypen in uns anzusprechen — man findet sie oft als Symbol für Orient-Okzident in Kunst und Architektur.

1712 ist der Ginkgo biloba nach Europa gekommen mit der Mode,

nochmal das Blatt

mittig und links unten

der Stengel

exotische Bäume in Parks zu pflanzen. Der Berliner Künstler Ben Vargin plant jetzt zur Förderung des Friedens in Europa Ginkgos von Rußland bis Spanien pflanzen. Und aufgrund seiner wunderbaren Resistenz gegenüber Umweltgiften steht unseren Städten womöglich ein Ginkgo-Boom bevor: als letzter Straßenbaum. Den älteren LeserInnen unserer Zeitung sind sicher schon Ginkgo-Salben und Tinkturen untergekommen: Sie werden ärztlich verschrieben, die positive Wirkung z.B. auf die Hirndurchblutung ist erwiesen, aber nicht erklärt. Wie es sich für einen Wunderbaum gehört.

Für die ZDF-Reihe „Von Bäumen und Menschen“ hat die seit 1986 selbständige Filmproduzentin Monika von Behr zwei Beiträge gemacht; am 3.Dezember erzählt sie die Kulturgeschichte der Beziehung Mensch-Nelkenbaum (13.45 Uhr). Am 10.12. um 13.45 Uhr folgt „Ginkgo biloba — Das Geheimnis eines lebenden Fossils“. Bus

Der Pilgertip „Ginkgos in Bremen“: In den Wallanlagen beim Obststand; in der Graf Moltke-Straße; im Rhododendronpark. Bei Monika von Behr (30 cm). Demnächst beim Berichterstatter.