■ Das Portrait
: Silvio Meier

Foto Nr. 3

Foto: BM

Am Samstag ist Silvio Meier von Rechtsradikalen in einem Berliner U-Bahnhof ermordet worden. Dafür, daß viele Aktivisten der ehemaligen Oppositionsgruppen wie der Umweltbibliothek oder des Neuen Forums auch den Weg zur außerparlamentarischen oder autonomen Szene gefunden haben, stand der 27jährige. Bis zu seinem Tod ist er rechtsradikaler Gewalt immer offensiv entgegengetreten.

Auf dem evangelischen Kirchentag 1987 gehörte Meier zu den Mitbegründern der „Kirche von unten“ (KvU). Unter ihrem Dach sollten auch nichtkirchliche Oppositionsgruppen einigermaßen sicher vor staatlichen Übergriffen arbeiten können. In Berlin war es vor allem die Umweltbibliothek, die immer wieder die Aufmerksamkeit der Stasi auf sich zog. Es war unter anderen Silvio Meier, der im Keller der Zionskirchgemeinde die illegalen Umweltblätter druckte, jener Zionskirche, in der 1987 der erste öffentlich gewordene Überfall von Skins auf linke Oppositionelle stattfand. Zwei Jahre später gab Silvio Meier das Oppositionsblatt Moarning Star heraus. Am 7. Oktober 1989 wurde er anläßlich der Gegendemonstrationen gegen die DDR- Feierlichkeiten verhaftet.

In der Wendezeit hatten er und weitere Friedrichshainer aus der KvU die „Fröhlichen Friedrichshainer Friedensfreunde“ ins Leben gerufen, eine Gruppe, die mit der Besetzung der Schreinerstraße 47 auch den Alltag in die politische Arbeit mit einbeziehen wollte. In einer alternativen Druckerei verdiente Silvio und verdienen mehrere Besetzer aus der Schreinerstraße ihr Geld.

Von Anfang an waren Silvio Meier und die BewohnerInnen der Schreinerstraße wie auch der vielen inzwischen vorwiegend von Westberlinern besetzten Häuser gezwungen, sich mit der rechten Gewalt auseinanderzusetzen. Vor und nach der Fußballweltmeisterschaft 1990 verging kein Wochenende, an dem Holligans und Neonazis nicht besetzte Häuser oder „links“ aussehende Menschen angriffen. Für Silvio und seine Freunde war klar, daß es nötig ist, der rechten Gewalt entschieden entgegenzutreten. „Schaut nicht weg, greift ein“, ist auf vielen Flugblättern der Antifa-Initiativen zu lesen. Für Silvios FreundInnen ist es wichtig, dies auch weiterhin in seinem Sinne zu beherzigen. Uwe Rada

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