EWS-Turbulenzen halten an

■ EG-Finanzminister sorgen sich um das Währungssystem Zahlreiche Währungen unter Abwertungsdruck

Brüssel/Berlin (dpa/taz) – Auch nach den jüngsten Kurskorrekturen im Europäischen Währungssystem (EWS) sind die Turbulenzen an den Devisenmärkten nicht gebannt. Um einen weiteren Rückgang der spanischen Pesete zu verhindern, setzte die Bank von Spanien gestern den Zinssatz um 0,75 Punkte auf 13,75 Punkte hoch. Gleichzeitig hob die Bank die Devisenrestriktionen auf, die sie aus Gründen der Spekulationsabwehr im Oktober eingeführt hatte. Die Pesete geriet auch gestern wieder unter den neu festgelegten Mittelkurs von 72,79 je D-Mark.

Die noch immer schwelende EWS-Krise zog auch andere europäische Nicht-EWS-Währungen in den Abwertungsstrudel: so mußte Islands Regierung gestern eine Abwertung der Krone um sechs Prozent verfügen. Nach Rundfunkangaben begründete Ministerpräsident David Oddsson die Maßnahme mit akuten Problemen der Fischindustrie als Folge der spanischen Peseta-Abwertung vom Wochenende. Islands Exporteinnahmen bestehen überwiegend aus Fischerzeugnissen. Auch in Norwegen hielten die erheblichen Währungsprobleme an. Nachdem die Spekulation gegen die Krone erheblich zugenommen hatte, erhöhte die Nationalbank die Tagesgeldzinsen von 17 auf 25 Prozent. Die Regierung erklärte nach einer Krisensitzung, sie wolle auf jeden Fall an der Bindung der Krone an den Ecu festhalten. Aufgeschreckt von dem neuen Währungschaos sorgten sich auch die EG-Finanzminister um die Anfälligkeit des europäischen Währungsverbundes. Mehrere Finanzminister, darunter der britische Schatzkanzler und derzeitige EG-Ratsvorsitzende Norman Lamont, äußerten Bedenken, daß sich die internationalen Devisenmärkte dauerhaft beruhigen lassen. Die spanische Pesete und der portugiesische Escudo waren am Wochenende um jeweils sechs Prozent abgewertet worden. Das ebenfalls an den Devisenmärkten stark unter Abwertungsdruck geratene irische Pfund sowie die Dänenkrone wurden nicht berührt. In Finanzkreisen wird jedoch erwartet, daß die schwache dänische Währung von den Devisenhändlern weiter unter Beschuß genommen wird. Irland erhöhte zwei Tage vor den Parlamentswahlen zur Abwehr des Abwertungssogs kurzfristig die Zinsen für Tagesgeld um 30 Prozent. Die Zweifel von Finanzexperten, daß die beschränkte Notoperation des EG-Währungsausschusses bei weitem nicht ausreiche, um die Devisenturbulenzen aufzufangen, faßte der luxemburgische Finanzminister Jean-Claude Juncker so: „Wir werden wahrscheinlich noch mehr Probleme haben, wenn die EG weiterhin unzureichenden politischen Willen zeigt, die Schwierigkeiten zu beheben.“ es