Helmut Kohl und Björn Engholm auf Schmusekurs

■ Vier-Augen-Gespräch endet in Einigkeiten

Bonn (taz) – Werden der Kanzler und der Oppositionschef jetzt doch noch dicke Freunde? Eine Stunde sprachen gestern abend der SPD-Vorsitzende Björn Engholm und Bundeskanzler Helmut Kohl unter vier Augen miteinander – und kamen sich am Ende näher. Engholm sagte, er und Kohl hätten bei dem „Grundsatzgespräch“ in einer Reihe von Fragen Übereinstimmung gefunden. Mit Großer Koalition habe das „überhaupt nichts“ zu tun.

Nach Engholms Worten soll es künftig, „wenn möglich“, keine Differenzen mehr bei der Bekämpfung des Radikalismus, „insbesondere des Rechtsradikalismus“ geben. Die Delegationen von Regierung und SPD, die am Wochenende erstmals über eine Asylrechtsänderung beraten sollen, hätten die volle Rückendeckung ihrer Parteichefs. Hier müsse möglichst schnell ein Verhandlungsergebnis kommen. Sowohl Regierung als auch Opposition hätten deutliches Interesse daran, eine Zweidrittelmehrheit für die angestrebte Verfassungsänderung zu ermöglichen. „Ein Stück mehr Gemeinsamkeit“ gebe es bei der Einschätzung der „Dramatik“ in Ostdeutschland. Inzwischen plädiere auch der Bundeskanzler dafür, die lebensfähigen industriellen Kernbereiche im Osten zu erhalten und zu sanieren.

Über Details sei nicht gesprochen worden, fügte der SPD-Chef hinzu. Dies werde eine zweite Runde in zwei bis drei Wochen nachholen. An ihr werden nach den Worten von Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) neben Kohl und Engholm auch mehrere Minister und weitere SPD-Vertreter teilnehmen. Auch Bohl sprach von einem „guten Gespräch in offener Atmosphäre“. Nach seinen Angaben gab es auch in der Frage der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, die als „Investitionshemmnisse“ gelten, eine „Reihe von Gemeinsamkeiten“. hmt

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