Rent a Rauschebart

■ Arbeitsamt rät: Weihnachtsmann mieten / Auch Weihnachtsfrauen sind im Angebot

rät: Weihnachtsmann mieten

Auch Weihnachtsfrauen sind im Angebot

Wer hat sie nicht schon erlebt — die fatale Situation am „schönsten Tag des Jahres“, dem heiligen Abend. Die gesamte Familie ist unter dem Tannenbaum versammelt, die Stimmung ist festlich, und plötzlich muß der Vater kurz vor sechs Uhr mal vor die Tür. Hastig in die Garage gesprintet, sich als Weihnachtsmann verkleiden und dann „Hohoho“-rufend wieder in die gute Stube. Dann der Schreckensmoment — „Das is' ja Papa!“ Vati vergaß mal wieder die Puschen auszuziehen. Die Freude ist dahin. Da hilft auch das Drohen mit der Rute nichts mehr, ein richtiger Weihnachtsmann muß her.

Diesen Service bietet das Hamburger Arbeitsamt. Bereits zum dritten Mal kann man sich in diesem Jahr dort ab 55 Mark einen Aushilfsvertreter des Christkindes mieten. Teurer wird das Ganze nur bei Tagesauftritten für Firmen. Die müssen dann um 250 Mark auf den Tisch blättern. Für dieses Honorar erscheint der Weihnachtsmann zur vereinbarten Zeit und im traditionellen Outfit: Im Rotrock und mit langem weißen Bart, um den lieben Kleinen die Illusion vom Christkind recht lange zu erhalten.

Für diese Tätigkeit stellt das Arbeitsamt bevorzugt Studenten ein. „Andere Arbeitslose lehnen wir aber auch nicht ab“, berichtet Wolfgang Jantz vom Hamburger Arbeitsamt. Das Alter sei egal, nur zu „spargelig“ gebaut sollte man nicht sein. Bierbauch ist in dieser Branche offensichtlich gefragt. Andere Qualifikationen seien sonst nicht erforderlich, vielleicht ein wenig schauspielerisches Talent. „Man soll eben schon wissen, worauf man sich einläßt“, sagt Jantz.

Ohne Vorleistung ist aber auch dieser Job nicht zu haben: So muß die Arbeitskleidung selbst beschafft werden. Ein roter Mantel schlägt dabei immerhin mit etwa sechzig Mark und ein Rauschebart mit zwanzig Mark zu Buche. „Steigt man schon Anfang Dezember als Nikolaus ins Geschäft ein, können bis zu 2500 Mark netto rauskommen“, meint Herr Jantz. Schließlich seien die achtzig Geschenkebringer vergangenes Jahr auf über 1200 Weihnachtsfeiern gewesen. Am Heiligabend muß jeder Aushilfsrauschebart mit zehn „Einsätzen“ rechnen, seine Touren richten sich

1danach, wie weit die zu „beglückenden“ Kinder auseinander wohnen. Neuheit in diesem Jahr: zehn Weihnachtsfrauen. Aber die Emanzipation stößt hier offenbar auf ihre Grenzen: Für die Bewerberinnen liegen bis jetzt noch keine Aufträge vor.

Wer sich also ein weihnachtliches Desaster ersparen möchte und sich professionelle Hilfe wünscht, der wähle beim Arbeitsamt den Infodienst für Auftraggeber oder Bewerber, Telefon: 24851303. Andrew Ruch