Galerienspiegel

GALERIENSPIEGEL

Morgen ist mal wieder Tag der Eröffnungen: Kunstverein, Kunsthalle und KX auf Kampnagel eröffnen ihre Dezember-Ausstellungen und das Museum für Kunst und Gewerbe als traditionelle Verkaufsausstellung die Jahresmesse des Norddeutschen Kunsthandwerks. 27.11. bis 16.12.

Alle drei Ausstellungen stehen im Gegensatz zur verkaufsfördernden Heimeligkeit der Vorweihnachtszeit, sind sie doch in der Kunsthalle von Krieg und Katastrophen, in der Deichtorhalle und auf Kampnagel von vergiftetem Kitsch und ironischem Fetischismus geprägt. Die Desastres de la Guerra von Goya sind längst als eines der bedeutendsten Werke abendländischer Kunst anerkannt. Vor kurzem wurden in der Hamburger Kunsthalle 80 der seltenen Probedrucke zu dieser anklagenden Serie entdeckt. Zusammen mit einigen Vorzeichnungen aus dem Prado in Madrid und weiteren Drucken zum Vergleich sind die teils deutlich abweichenden Fassungen in der Kuppel ausgestellt. Eröffnung morgen 18 Uhr bis 17.1.1993

Kälte und Einsamkeit sind für die amerikanische Künstlergruppe General Idea die Eigenschaften des ausklingenden Jahrhunderts. Ein Teil ihrer Auseinandersetzung mit Aids war in Hamburg bereits in der D&S-Ausstellung zu sehen. Die jetzige Ausstellung mit Eismeer aus Styropor ist eine Retrospektive inklusive integrierter Museumsboutique für die zahlreichen Publikationen und Auflagenobjekte der Künstlerfirma. Eröffnung morgen 19 Uhr. Fin de Siecle, Südliche Deichtorhalle, bis 4.1.1993

Ausgestopfte Seehunde in den Deichtorhallen - ein Stammbaum der Kuscheltiere auf KX. Der Hamburger Biologe Jochen Lempert, der seine wissenschaftliche Tierfotographie vor kurzem im Künstlerhaus zeigte, arbeitet sich immer weiter in den Bereich der zweiten Evolution vor. Schwarze Verspannungen und fetischhafte Objekte aus Gummi und Plastik sowie Fotos von Brüsten zeigt der Kölner Achim Riechers. Plastiken aus aufgehängten Röcken samt ihrer Schattenform als Fotogramm stellt neben weiteren Kleiderbildern der Frankfurter Andreas Exner in der gemeinsamen Ausstellung auf Kampnagel aus. Eröffnung morgen um 20 Uhr. Do-Sa 16-20 Uhr, bis 19.12.

Quader aus Granit, Marmor und Sandstein scheinen auf den Steinmetz zu warten. Doch zusammen mit dem vergoldeten Holzbalken und der eingeklemmten Folienzeichnung erweist sich der Stapel als eine Installation des aus Trier gebürtigen und in Offenbach lehrenden Wolfgang Luy. In unübersehbaren, grünen Lettern steht der Titel an der Wand: Der Name für diese Ambivalenz von Transparenz und Schwere ist Channels und Shadows. Galerie Vorsetzen, Mi-Fr 15-18.30, Sa 11-15 Uhr; noch bis 5.12.

„Wohin stürmst Du, Rußland? Gib Antwort!“. Die Frage, die Gogol vor 150 Jahren in einem Gedicht aufwarf, ist bis heute ohne Antwort. An zwei große Russen zugleich erinnert das Ernst Barlach Museum in Wedel: Marc Chagall hat sich kongenial mit Nikolaj W. Gogols Roman Die toten Seelen auseinandergesetzt und die tragikomische Abrechnung mit der alten Feudalgesellschaft in mehr als hundert Radierungen übertragen. Morgen und Freitag um 20 Uhr liest Hermann Treusch aus Gogols Text. Di-So 10-12 und 15-18 Uhr; bis 17.1.1993wisch