St.Georg: Senat setzt eine Finanzspritze

Bahnhofsviertel soll mit »Sofortmaßnahmen« beruhigt werden / Vier Millionen Mark für  ■ Drogenhilfe und Kinderbetreuung

Bürgerproteste und Ortstermine können von Erfolg gekrönt sein, so lehrte zumindest die gestrige Senatspressekonferenz. Sozialsenator Ortwin Runde, Schulsenatorin Rosemarie Raab und Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller rückten jedenfalls gemeinsam an, um zu verkünden, daß sie den Forderungen der EinwohnerInnen von St.Georg 1993 Rechnung tragen werden. 4,2 Millionen Mark — in den folgenden Jahren 2,6 Millionen jährlich — sollen dann in das von zahlreichen sozialen Problemen gebeutelte Bahnhofsviertel investiert werden.

„Sofortmaßnahmen für St.Georg“ betitelt der Senat das Maßnahmenpaket, von dem Traute Müller nicht müde wurde zu betonen, daß es die vielfach vorgetragenen Wünsche der AnwohnerInnen erfülle. In der Drogenhilfe und der Kinderbetreuung liegen die Schwerpunkte. Dem Drogenelend in St.Georg könne man jedoch nur entgegenwirken, so der Sozialsenator, wenn man Hilfsangebote in anderen Stadtteilen installiere. So sollen denn auch die drei neuen „Gesundheitszentren“ in Billstedt/ Horn, Hamburg-Mitte und Eimsbüttel/Altona entstehen. Spritzentausch, medizinische Versorgung und Beratung sollen hier abends und an Wochenenden geboten werden. Doch die Möglichkeit, sich ungestört einen Schuß zu setzen, wird den Junkies auch hier zukünftig verwehrt werden. „Die Gesetzeslage läßt es nicht zu“, betonte Runde.

Mit drei Kleinbussen soll darüber hinaus eine mobile Beratungsarbeit ermöglicht werden. Angekündigt wurde ebenfalls die Schaffung von 50 Notübernachtungsplätzen. Einen Zeitrahmen zur Realisierung dieser Vorhaben konnte Runde gestern jedoch nicht nennen. Denn Bürgerproteste verzögerten die Schaffung neuer Drogeneinrichtungen in zunehmendem Maße. Rundes Appell: „Die Bürger müssen lernen, solche Einrichtungen zu akzeptieren. Es kann ja auch ihre Kinder treffen.“

Rosemarie Raab unterstrich, daß den Kindern im Quartier etwas mehr geboten werden soll. Die Spielplätze St.Georgs Kirchhof, Danziger- und Lohmühlenstraße bekommen Spielhäuser mit je zwei ErzieherInnen. Desweiteren werden ein Spielbus eingesetzt, ein Suchtberater im Haus der Jugend eingestellt und ein Stadtteilladen für Kinder und Familien am Hansaplatz entstehen. Auch die Zahl der Erstunterbringung von Asylbewerbern in den Billigpensionen soll „deutlich reduziert“ werden.

Eine größere Zufriedenheit der AnwohnerInnen wird sich jedoch vermutlich an einem anderen Punkt entscheiden: ob es in Zukunft gelingt, einen stetigen Dialog zwischen PolitikerInnen und BürgerInnen zu entwickeln. Sannah Koch