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Mit Äxten Polizeiwanne zertrümmert

■ 5.000 Menschen demonstrierten auf dem Ku'damm friedlich gegen Ausländerfeindlichkeit/ Bei Kreuzberger Krawallen wurden 37 Polizisten verletzt

Berlin. Mit einem Schweigemarsch haben am Montag abend mehr als 5.000 Menschen der Opfer des Brandanschlags von Mölln gedacht und gegen Ausländerfeindlichkeit protestiert. An der friedlichen Demonstration auf dem Kurfürstendamm beteiligten sich zahlreiche ausländische Mitbürger. Die Ausländerbeauftragte Barbara John rief bei der Kundgebung dazu auf, „enger zusammenzurücken, um die Täter zu isolieren“. Man solle sich als Zeichen der Verbundenheit mit den Familien der Opfer die Hände reichen. Von einem Teil der Demonstranten wurden die Worte der CDU- Politikerin mit Buh- und „Heuchler“-Rufen bedacht. Großen Beifall gab es dagegen für die Äußerungen einer Freundin des in der Nacht zum Samstag in Berlin ermordeten Silvio Meier. Sie machte die Politik der Bundesregierung für die zunehmenden Gewalttaten verantwortlich und warf der Polizei vor, rechtsextreme Gewalt zu verschleiern.

Zu schweren Ausschreitungen kam es auf einer gleichzeitig stattfindenden Demonstration in Kreuzberg, bei der 37 Polizisten verletzt wurden. Der Zug startete friedlich am Kottbuser Tor und wuchs innerhalb kurzer Zeit auf 1.500 Menschen an, die unter anderem skandierten: „Trauer und Wut über den Mord – Kampf dem Faschismus an jedem Ort“. Am Lausitzer Platz eskalierte die Situation: Sieben Mannschaftswagen der Polizei wurden mit Steinen beworfen – auf eine Wanne, in der ein Fahrer saß, wurde mit Äxten eingeschlagen. Die Karosserie wurde mit einer Stahlkugel durchschossen. Die Polizei löste die Demo „unter Schlagstockeinsatz“ auf. Einsatzleiter Karl-Heinz Godolt berichtete gestern, daß Demonstranten neben Beilen auch mit Eisenstangen bewaffnet gewesen seien. Beamte seien von den Waffen aber nicht getroffen worden – der Schutzanzug eines Polizisten habe sich kurz entflammt, weil sich eine Leuchtkugel in der Kleidung verfangen habe. Übereinstimmend berichteten Augenzeugen und Polizei, daß überdurchschnittlich viele türkische Berliner Jugendliche an der Demo teilgenommen haben sollen. Nach Polizeiangaben seien die Gewalttaten von etwa 100 türkischen „Kids“ und 200 Autonomen ausgegangen. Von den 37 verletzten Beamten mußten 11 ambulant behandelt werden. Die schlimmste Verletzung sei ein Armbruch, berichtete ein Polizeisprecher.

Die Krawalle provozierten heftige Reaktionen bei der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und der CDU. Egon Franke, Vorsitzender der DPolG, machte Verhältnisse wie in Weimar aus: „Auch damals haben sich Linke und Rechte gegen die neutrale Polizei hochgeschaukelt.“ Ergebnis sei der „braune Terror“ gewesen. Den Schuß mit einer Leuchtkugel auf einen Beamten bezeichnete Franke als Mordanschlag und sprach von einer „verbrecherischen Terrororganisation“.

Der Fraktionschef der CDU, Klaus Landowsky, setzte die rechtsradikale Gewalt gegen ausländische Mitbürger und die Ausschreitungen auf der Kreuzberger Demo gleich. Er forderte gestern Razzien bei Treffpunkten von Links- und Rechtsradikalen und Polizei-Sonderkommissionen. diak

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