Eisenbahner unter Dampf

■ Viele offene Fragen zur Bahnreform

Köln (dpa/taz) – Bei den deutschen Eisenbahnern gehen Frust und Ratlosigkeit um, und ihre Wut steigt: In den Medien werden täglich neue Horrorzahlen über immer höhere Schuldenberge und die drohende Pleite veröffentlicht, gleichzeitig stehen Bundes- und Reichsbahn nach Aussage von Bahn-Chef Heinz Dürr vor einer „organisatorischen Revolution“. Doch wie der Alltag nach dem großen Sprung in die privatrechtliche Aktiengesellschaft aussieht, liegt für die 450.000 Eisenbahner völlig im dunkeln. Selbst der Termin für den Startschuß zur Bahnreform ist offen. Von Dürr und Verkehrsminister Günther Krause (CDU) wird angesichts der katastrophalen Finanzlage der 1. Juli 1993 favorisiert. Im Bonner Finanzministerium, das die Bahn von ihrem 60-Milliarden-Schuldenberg befreien soll, wird der Termin Anfang 1994 gehandelt. Wenn die knapp 500 Delegierten der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) nach ihrem Kölner Kongreß wieder an die Basis zurückkehren, werden sie den Eisenbahnern vor Ort keine neuen Informationen mitbringen können. Die einzig klare politische Aussage ließ sich Verkehrsminister Krause in Köln entlocken: „Niemand wird wegen der Gründung der Aktiengesellschaft entlassen.“ Ansonsten konnte auch Dürr die zunehmenden Sorgen der Eisenbahner um ihre Zukunft nicht besänftigen. Was passiert mit den 130.000 Beamten? Werden sie im geplanten Eisenbahnamt geparkt und an die Bahn ausgeliehen oder Bahnvorsteher Dürr zugewiesen? Wie sieht der langfristige Personalbedarf und die angekündigte Besitzstandswahrung aus? Vor allem ist völlig unklar, wo die Entlastung für den Bund in der Größenordnung von 100 Milliarden Mark durch die Bahnreform herkommen sollen.