"Abseits vom akademischen Gelaber"

■ Kaderschmiede für den Filmnachwuchs: Woher kommen Hamburgs neue Drehbuchautoren und Regisseure?

: Woher kommen Hamburgs neue Drehbuchautoren und Regisseure?

Unter Balken, die das Holzdach schon über der Schiffsschraubengießerei Zeise trugen, werden heute die Regisseurinnen und Regisseure für morgen ausgebildet. In dem mit denkmalschützerischem Geschick renovierten Gemäuer in der Frie-

1densallee hat das Institut für Theater, Musiktheater und Film der Uni Hamburg direkt neben dem Filmhaus eine mit neuester Technik ausgestattete Heimat gefunden. Die zweistöckige polyfunktionale Containerbauweise bewahrt den Werft-

1charakter der alten Halle.

Während die Studiengänge Musiktheater-Regie bereits seit 1973/74 und Schauspieltheater-Regie seit 1988/89 für Nachwuchs auf den Bühnen sorgen, ist das Aufbaustudium Film erst seit diesem Som-

1mersemester im Angebot. Einer zweiwöchigen Prüfung mußten sich die aus hunderten von Bewerbern Auserwählten der letzten Runde unterziehen. Nach Filmanalysen, einem Video zu einem vorgegebenen Thema, nach Inszenierungsübungen mit Schauspielern und etlichen Gesprächen hatten fünf angehende Drehbuchautoren und fünf Regisseure den Studienplatz sicher.

Zwei von ihnen sind Marek Gierszal, 30, und Norbert Anspann, der mit 22 Jahren der Benjamin unter den Studierenden ist. Norbert ist eine Ausnahme, denn anders als seine neun Studienkolleginnen und -kollegen hat er bisher nur einige Semester studiert und keine Berufsausbildung. Marek ist gelernter Schauspieler mit einiger Berufserfahrung. Ihm gefällt die praxisbezogene Arbeitsweise des Studiums, „das mit akademischem Gelaber nichts zu tun hat. Wir arbeiten konkret an Geschichten und an ihrer Umsetzung, mit dem Ziel, den Zuschauer zu gewinnen.“ Darin klingt auch das Credo des Leiters des Studienganges, Hark Bohm, durch, der einst als „Quereinsteiger“ zur Filmbranche stieß. Vor Jahren scheiterte sein Versuch, das „erzählende Kino“ an der Hochschule für bildende Künste zu verankern. Doch Bohm tat sich mit Jürgen Flimm und Götz Friedrich zusammen, und damit begann die Geschichte des Aufbaustudienganges Film im Rahmen des neuen Uni- Instituts. Eine Brücke zwischen künstlerischer Ausbildung und beruflicher Praxis will Bohm mit dem Studium bauen. Seit April sind bereits zehn Filme entstanden, bei denen Autoren und Regisseure gemeinsam eine Menge über das Handwerk und sich selbst gelernt haben. Norbert bringt es so auf den Punkt: „Hier lernen fertige Persönlichkeiten persönliche Fertigkeiten zu entwickeln.“ jk