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Neue Werftenkrise droht

■ "Zukunftsindustrie Schiffbau": IG Metall warnt vor Werftsterben in Norddeutschland / Internationaler Subventionswettlauf, Bonn soll helfen

vor Werftensterben in Norddeutschland / Internationaler Subventionswettlauf, Bonn soll helfen

Mitten ins fröhliche Werft-Arbeitsplätze-Schlachten an der deutschen Ostseeküste lanciert die IG Metall „Küste“ die Botschaft, nächstes Jahr werde es auch die Nordseewerften erwischen. Am 7.Dezember will die Gewerkschaft die Schiffbaukonferenz der fünf deutschen Nordstaaten mit einer mächtigen Demonstration beehren. Die Forderung: Bis zu zehn Prozent jedes Schiffbauauftrages soll der Staat bezahlen. Allein 1993 seien mindestens 300 Millionen Subventionsmark nötig, um die „Zukunftsindustrie Schiffbau“ durch das gegenwärtige Tal der Tränen zu lotsen.

Eine aktuelle Umfrage unter knapp 40 deutschen Werften brachte ein tatsächlich dramatisches Bild: Von 1990 noch über 50000 ostdeutschen Werftarbeitsplätzen sind heute gerade noch 14000 übrig. Weitere 4000 stehen auf der Abschußliste. Auf den West-Werften blieb die Zahl der Arbeitsplätze mit knapp 27000 zwar konstant — das dicke Ende könnte aber schon 1993 kommen. 20 der 33 Westwerften planen die Einführung von Kurzarbeit, bei Blohm + Voss in Hamburg sollen 400 Stellen gestrichen werden, bei HDW in Kiel gleich 500.

Die Krise bedroht eine Industrie, die einen knallharten Strukturwandel hinter sich hat. Mit radikalen Betriebsstillegungen und Arbeitsplatzvernichtungen sowie massiven Investitionen in die Modernisierung ihrer Anlagen hatte sich die westdeutsche Werftindustrie in den 80er Jahren einer grundlegenden Verjüngungskur unterzogen. Der Aufwärtstrend im Welthandel und die günstige Konjunktur ließen die Hoffnung aufkeimen, nun habe das Herz der deutschen „maritimen Industrie“ einen sicheren Platz im Weltmarkt gefunden.

Pustekuchen. Schon die ersten kleinen Böen der aufziehenden Weltrezession knickten die kleinen Hoffnungsbäumchen böse um: Der Schiffbaumarkt ist weltweit durch gewaltige Überkapazitäten und einen bilanzerschütternden Subventionswettlauf gekennzeichnet. Selbst Südkorea, Shooting-Star unter den Weltwerftkriegsmächten, kriegt inzwischen Muffensausen: Nachdem man Japan und Europa das Fürchten lehrte, mischt plötzlich China im Geschäft mit. Problemverschärfend: Nach dem Fall des eisernen Vorhangs drängten plötzlich die Ostwerften auf den Weltmarkt, während gleichzeitig die Schiffbaunachfrage der Oststaaten auf nahe Null fiel. Beispiel Mecklenburg-Vorpommern: Trotz der gewaltigen Arbeitsplatzvernichtung bedeuten die Werften dort heute zusätzliche Kapazität und Konkurrenz auch für die norddeutschen Betriebe. Besonders anschaulich bei der MTW-Meerestechnik- Werft in Wismar: Die MTW, Neuerwerbung der Bremerhavener Seebeck-Werft, ist derzeit prima ausgelastet, während die Mutter an der Weser Kurzarbeit fährt.

Für Frank Teichmüller, Chef der IGM Küste, ist klar: Schiffbau in Norddeutschland ist unverzichtbar. Die Werften im Westen sind schon heute, die im Osten bald hochmodern, produktiv und konkurrenzfähig. Sie müssen das Herzstück einer „maritimen Verbundwirtschaft“ bleiben. Das Schiff als ökologisch vernünftiges Transportmittel hat eine große Zukunft. Ohne Staatssubventionen kann die deutsche und europäische Werftindustrie gegenüber der inzwischen ebenfalls hochsubventionierten Industrie in Korea und China nicht bestehen. Florian Marten

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