Visionen

■ betr.: "Ein Ökologe regiert die USA" (Al Gores "Wege zum Gleichgewicht") von Bernd Ulrich, taz vom 14.11.92

betr.: „Ein Ökologe regiert die USA“ (Al Gores „Wege zum Gleichgewicht“) von Bernd Ulrich, taz vom 14.11.92

Bernd Ulrich hat Al Gores ökologische Vision treffend beschrieben. Al Gore ist der erste grüne Realpolitiker an der Weltspitze. Und dieser neue US-Vizepräsident ist nicht trotz seiner ökologischen Radikalität, sondern wegen derselben gewählt worden. Sein Buch ist seit dem Frühjahr 1992 auf den US-Bestsellerlisten. Dieses Buch könnte auch in Deutschland zum Klassiker wertkonservativer Ökologie werden.

Was in USA begonnen hat, war schon oft zwei Jahre später in Deutschland aktuell. Das heißt: Rechtzeitig zur nächsten Bundestagswahl könnte (und müßte) auch die deutsche Umweltbewegung wieder stark sein – stark genug, um eine „Schicksalswahl“ zu entscheiden. Das kann für Deutschland auch ein völlig anderes Parteiensystem bedeuten: neben den alten „ökonomischen“ zusätzlich ökologisch orientierte Parteien; und zwar mehrere.

Es gibt nur diese Möglichkeit für ein menschenwürdiges Überleben auf unserem Planeten: Die Ökologie wird das „zentrale Organisationsprinzip der Politik“ (Al Gore). Meine Vision: Clinton, der diesen Ökologen zu seinem Vize machte, bleibt Präsident bis zum Jahr 2000. Und danach kommt acht Jahre Al Gore als Präsident. Das ist eine stärkere politische Hoffnung, als ich sie je in den letzten Jahren hatte. Die möglichen politischen Auswirkungen auf Deutschland können wir uns heute noch gar nicht ausmalen. Gore – ein möglicher Gor-batschow des Westens – endlich! Franz Alt, Baden-Baden