„CNN journalistisch unattraktiv“

■ ARD votiert für News-Kanal DIKA/ Keine Angst vor n-tv

Der angepeilte Starttermin März 1993 für einen öffentlich- rechtlichen Nachrichtenkanal als Nachfolger des ARD-Kulturprogramms Einsplus ist geplatzt. Der Wunschpartner der ARD, das Mainzer ZDF, will über eine Zusammenarbeit frühestens am 4.Dezember entscheiden. Dort liebäugelt man noch mit einer – finanziell viel interessanteren – Programmzulieferung an das geplante deutsche Programm von CNN.

Die ARD lehnt eine Kooperation mit dem US-Info-Riesen als „unattraktiv und journalistisch unbefriedigend“ ab. Die ARD-Intendanten-Sitzung in Köln legte sich am Mittwoch noch einmal kräftig für ihre Lieblingsidee eines ausschließlich öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanals ins Zeug. Weil die Mainzelmänner zögern, wollen die ARD-Chefs jetzt auch andere Angebote prüfen. Die Deutsche Welle und der fünfsprachige Info- Sender Euronews haben Kooperationswünsche angemeldet. Auch mit den Nachbarn aus Österreich und der Schweiz, ORF und SRG, wollen die Anstaltschefs sprechen. „Aus möglichen Kombinationen könnten sich interessante Konstellationen ergeben“, philosophierte ARD-Chef Nowottny. Entschieden werden soll aber zunächst nicht. „Wir warten auf die Entscheidung des ZDF“, erklärte NDR-Intendant Plog, ARD-Verhandlungsführer für den „Deutschen Informationskanal“ (DIKA), wie das Projekt vorerst heißt.

Klar ist inzwischen, daß DIKA kein harter News-Kanal, sondern ein „Informationsprogramm mit kulturellem Schwerpunkt“ werden muß. Den schreibt nämlich der Länder-Staatsvertrag für Einsplus verbindlich vor. Und die ARD-Intendanten wollen langwierige und problematische Verhandlungen mit den Ministerpräsidenten auf jeden Fall vermeiden.

Als finanzielle Mindestausstattung für den neuen Kanal sind die knapp 50 Millionen Mark aus dem Etat von Einsplus vorgesehen. „Ganz große Sprünge“ seien damit nicht zu machen, gibt Jobst Plog zu, hofft aber noch auf zahlungswillige Partner: „Wenn die Geld mitbringen, könnte man das Programm etwas üppiger auslegen.“

Synergieeffekte erzielen und Ressourcen für den Infokanal freimachen wollten parallel zu den Anstaltsoberen die ARD-Gremienvorsitzenden mit ihrer Empfehlung, 3sat und Einsplus zu „4sat“ zusammenzuschließen. Um das ZDF über die Beschneidung ihres zweiten Fernsehstandbeins hinwegzutrösten, bot man den Mainzern die Federführung für „4sat“ an.

Daß ARD und ZDF bis zum Start ihres Infokanals die kommerzielle Konkurrenz von VOX, n-tv und CNN, schon davongelaufen sein könnte, befürchtet Plog nicht. „Ich habe da nicht so wahnsinnige Angst“, meint er gelassen und verweist auf den Erfolg des Nachzüglers „Morgenmagazin“. „Das schaffen wir beim Informationskanal auch.“ Christoph Heinzle