Mitterrand rät zu Vertrauen

■ Frankreich bietet Israel Vermittlerdienste an

Tel Aviv (taz) – Der festgefahrene nahöstliche Friedensprozeß und das französische Angebot einer Vermittlerrolle standen im Mittelpunkt eines zweitägigen Staatsbesuchs von Präsident François Mitterrand in Israel, der gestern zu Ende ging. Während eines Abendessens, das der israelische Präsident Chaim Herzog zu Ehren der französischen Gäste gab, riet Mitterrand in einer langen und in einem besonders freundschaftlichen Ton gehaltenen Ansprache seinen Gastgebern, den arabischen— vor allem den palästinensischen– Gesprächspartnern bei den Gesprächen in Washington mehr Vertrauen entgegenzubringen, damit die Friedensverhandlungen rascher ihrem Ziel entgegengehen und ein neuer Naher Osten entstehen kann. Ein Volk, das so viel erlitten habe (wie die Juden), sollte auch Verständnis für die Leiden des anderen Volkes, der Palästinenser, zeigen, betonte Mitterrand. Hohe Beamte in seinem Gefolge präzisierten: Der Präsident ist der Überzeugung, daß der Friedensprozeß lediglich dann erfolgreich fortgesetzt werden kann, wenn Israel die palästinensischen Rechte und die PLO als die legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkennt.

Israel und Frankreich hatten und haben noch immer grundlegende Differenzen in Fragen, die das israelische Verhältnis zu arabischen Nachbarn, vor allem zu den Palästinensern, betreffen. Vielleicht wird der gegenwärtige Besuch Mitterrands dazu beitragen, Meinungsverschiedenheiten zu klären und möglicherweise auch auf ein „erträglicheres Maß“ zu reduzieren. Ähnlich wie das frühere Likud-Regime zeigt jedoch auch Rabins Regierung wenig Interesse an einer französischen Vermittlerrolle im Nahost-Konflikt – es sei denn, Paris identifiziert sich zuvor eindeutiger mit den israelischen und US-amerikanischen Standpunkten.

Zweites Thema des Mitterrand- Besuchs war die Vertiefung der bilateralen Beziehungen, vor allem auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und bei der Durchführung großangelegter wirtschaftlicher Investitionsprojekte. Gleichzeitig hofft Israel auf größere französische Unterstützung für Exporte in die EG.

Gestern nachmittag traf der französische Staatspräsident im Westjerusalemer französischen Konsulat auch Mitglieder der palästinensischen Verhandlungsdelegation bei den Nahost-Gesprächen. Eine Stunde später stattete eine französische Diplomatengruppe mit Außenminister Roland Dumas an der Spitze dem Gebäude der Palästinenser-Delegation in Ostjerusalem einen Besuch ab.

Aus palästinensischen Kreisen wurde bekannt, daß dieses komplizierte Protokoll Resultat der israelischen Ablehnung einer geplanten Zusammenkunft der französischen Gäste mit Palästinensern im Ostjerusalemer französischen Konsulat ist. Amos Wollin