: EG will Bananenfrieden kaufen
■ Kommission beabsichtigt, jährlich 78 Millionen Dollar für lateinamerikanische Bananenproduzenten zu spendieren
Brüssel (IPS) – Die EG-Kommission will die lateinamerikanischen Bananenproduzenten mit der Zahlung von jährlich 78 Millionen US-Dollar besänftigen. Die Regierungen der bananenexportierenden Länder protestieren – wie mehrfach berichtet – gegen die Absicht der EG, künftig ihre Produkte, die sogenannten Dollar-Bananen, mit Einfuhrzöllen zu belegen. Die EG will so vor allem die teureren Früchte aus Frankreichs und Portugals Überseegebieten sowie den Kanarischen Inseln fördern.
Die gestern von der EG-Kommission beschlossene Finanzspritze soll den besonders von Bannanenexporten abhängigen Ländern in Lateinamerika dabei helfen, ihre Produktion zu diversifizieren und die Bauern für andere Tätigkeiten auszubilden, erläuterte die Kommissionssprecherin Paula Laissy in Brüssel.
Außer in Lateinamerika könnte das Kompensationsangebot auch von jenen EG-Ländern positiv aufgenommen werden, die sich bisher gegen jedwede Beschränkungen von Bananeneinfuhren in den ab 1.1.1993 geplanten EG-Binnenmarkt sträuben.
Nach einem noch umstrittenen Vorschlag der EG-Kommission sollen mit dem Inkrafttreten des Binnenmarkts Bananenimporte aus Honduras, Ecuador, Guatemala, Costa Rica, El Salvador, Kolumbien, Venezuela und Nicaragua mit einem einheitlichen Zoll von 20 Prozent belastet und vorläufig auf maximal zwei Millionen Tonnen begrenzt werden.
Damit könnten sowohl die Exporte der Produzenten aus dem asiatisch-pazifisch-karibischen Raum (AKP-Länder), denen die EG im Handels- und Hilfsabkommen von Lomé Zollfreiheit garantiert hat, als auch die europäische Produktion vor der preiswerteren und qualitativ besseren lateinamerikanischen Konkurrenz geschützt werden.
Gegen diese Politik wehrt sich vor allem Deutschland, das bisher als einziges EG-Land Bananen zollfrei einführte. Der deutschen Position haben sich auch Belgien, Luxemburg, die Niederlande und Dänemark angeschlossen.
Vehement für die Importbeschränkungen treten die europäischen Bananenproduzenten Frankreich (Guadeloupe, Martinique), Spanien (Kanarische Inseln), Portugal (Madeira, Azoren) und Griechenland sowie Großbritannien ein. London will die neue Politik auf jeden Fall noch vor Jahresende im EG-Ministerrat durchbringen. Der EG-Gipfel in Edinburgh am 11. und 12.Dezember bietet sich als nächste Gelegenheit an. Das Hilfspaket für die Lateinamerikaner ist mit dem Beschluß der Importbeschränkungen verknüpft. Der Fonds wäre dann frühestens ab 1.1.1994 zugänglich. Wie ein EG-Sprecher mitteilte, hatte der Lateinamerika-Kommissar der EG, Abel Matutes, ursprünglich 110 Millionen ECU (220 Mio. DM) pro Jahr gefordert. Diese Summe wurde aber auf das Ausmaß der vorgesehenen Hilfe an die AKP-Produzenten gekürzt. Debra Percival
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