: Essen für die Reichsten der Republik
Kartellamt genehmigt die Übernahme von Asko durch den Handelsriesen Metro/ Wettbewerbshüter befürchten eine neue Fusionswelle im Einzelhandel – diesmal unter den Großen ■ Von Donata Riedel
Berlin (taz) – Zum Milliardenvermögen der reichsten Familie der Bundesrepublik werden künftig noch mehr Niedrig- und NormalverdienerInnen weiteren Mehrwehrt hinzufügen. Seit das Bundeskartellamt gestern dem Handelsriesen Metro die Erlaubnis dafür gab, sich die Asko- Gruppe einzuverleiben, ist die Zahl der Warenhäuser und Supermärkte, die nicht von der Metro kontrolliert werden, erneut drastisch geschrumpft. Und die Gewinne der Metro-Gruppe mehren eben jenes 10,3 Milliarden-Mark- Vermögen der Familie Haniel in Duisburg, die sich auch dieses Jahr auf Platz eins der Forbes-Liste der reichsten Privatleute halten konnte. Rainer und Michael Schmidt-Ruthenbeck, die sich mit den Haniels und dem Schweizer Otto Beisheim das Eigentum an der Metro teilen, rangieren auf dieser ebenfalls gestern veröffentlichten Liste auf Platz sechs, mit einem Privatvermögen von 5,32 Mrd.DM.
Mit der Übernahme der Asko- Gruppe steigt der Gesamtumsatz der Metro weltweit auf 80 Milliarden Mark, womit sie unter den deutschen Konzernen (außer Banken und Versicherungen) der zweitgrößte hinter Daimler ist. Zur Metro gehören nunmehr mehrheitlich (50 und mehr Prozent) unter anderen der Kaufhof, die Kaufhalle, die Massa-, Ava-, Divi- SB- und coop-Supermärkte, die Großmärkte Huma, Meister und Primus, der viertgrößte Reiseveranstalter ITS-Reisen. Über den Kaufhof hat die Metro auch Einfluß auf Horten und Kaufring.
Die Kartellwächter legten allerdings in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag fest, daß sich Metro/ Asko nach der Fusion in all jenen Gegenden der Republik von Betrieben trennen muß, in denen sie „eine besondere Dominanz“ hätte. Das Amt erklärte, wenn die Asko beim Gesamtumsatz von 20 Milliarden DM wie vereinbart knapp 1,3 Milliarden DM Umsatz abgebe, läge der Anteil der führenden Anbieter deutlich unter den Grenzen, bei denen eine Marktbeherrschung vermutet werde. Ohne die Veräußerungen wären in regionalen Märkten beim Einzelhandel mit Lebensmitteln und Möbeln und bei Baumärkten marktbeherrschende Stellungen entstanden.
Der Präsident des Bundeskartellamtes, Dieter Wolf, sieht in den vereinbarten Regelungen einen Erfolg der Fusionskontrolle, weil damit die wettbewerblichen Bedenken ausgeräumt seien.
Ursprünglich hatte das Kartellamt die Fusion verhindern wollen. Nach dem Wettbewerbsgesetz ist das allerdings im Handelsbereich sehr viel schwieriger als in der Industrie. Nach der herrschenden Rechtsprechung wird die Fusionsverhinderung umso schwieriger, je größer ein Firmenkonglomerat wird: Die Kartellwächter müßten die Marktmacht in einzelnen Regionen bei gleichen Warengruppen nachweisen oder wenigstens bei bestimmten Vertriebsformen wie den Baumärkten. Dieser Nachweis dürfte überall da schwierig sein, wo es Aldi-Filialen (Theo und Karl Albrecht besetzen Platz drei auf der Milliardärsliste) oder Tengelmann-Töchter wie Rewe (Eigentümer Erivan Haub hält mit 9,75 Mrd. DM Platz zwei) gibt.
Die Kartellwächter jedenfalls haben sich bemüht. In 150 Einkaufsgebieten untersuchten sie laut Spiegel die Marktposition der Metro- und Asko-Firmen, verschickten 850 Briefe an die Metro- Konkurrenz. Für die Wettbewerbshüter hat der Fall vor allem deshalb große Bedeutung, weil er als Startschuß für eine neue Welle von Fusionen im Einzelhandel gilt – wobei dann nicht mehr die Großen die Mittleren fressen, sondern gegeneinander antreten – bis nurmehr wenige Kartelle sowohl die Lieferpreise als auch die Verkaufspreise diktieren können.
Bereits heute klagen Produzenten, daß Metro und Asko zusätzliche Rabatte herauszuschinden versuchen. Die fünf größten Handelsunternehmen machen derzeit gemeinsam 49 Prozent der Branchenumsätze, 1983 hatte ihr Marktanteil noch 34 Prozent betragen.
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