■ Leben mit Aids
: Würden Sie einen Aidskranken pflegen?

Ruth Guthschmidt, 66 J., Rentnerin

Ich habe noch keine Berührung mit Aidskranken gehabt, aber ich kann mir vorstellen zu helfen. Allerdings reicht der gute Wille allein nicht aus. Denn man hat ja nicht gelernt, wie man Menschen pflegt und wie man psychisch da rangeht. Aber ich hätte keine Angst vor der Berührung. Ich glaube, Aids wird oft nicht ernst genug genommen, weil viele denken, daß die Menschen selber schuld haben.

Susanne Wolf-Mulac, 35 J., Ergotherapeutin

Ich komme durch meinen Beruf mit Aidskranken in Kontakt und habe in den Augen der erwachsenen Patienten den Tod gesehen. Allerdings wundere ich mich, daß es dort, wo ich arbeite, keine aidskranken Kinder gibt. Vielleicht werden die nicht ausgestoßen und kommen anderswo unter als in Sondereinrichtungen. Grundsätzlich mangelt es an Unterstützung auch bei anderen Kranken.

Heiko Lange, 31 J., Physiker

Im Augenblick könnte ich mir nicht vorstellen, Aidskranke zu pflegen, weil ich viele andere Sachen zu tun habe. Aber das ist nicht nur eine Zeitfrage. Ich habe genug eigene Probleme mit mir selbst. Es würde mich im Moment zu sehr belasten. Ich denke, daß Aidskranke sozial zu sehr diskriminiert werden, denn ich sehe, daß viele Leute nichts damit zu tun haben wollen. Aber ich ja wohl auch nicht.

Dagie Brundert, 30 J., Grafikerin

Klar kann ich mir vorstellen, Aidskranke zu pflegen. Skrupel oder Angst davor hätte ich nicht. Allerdings wurde ich in meinem Leben noch nie mit dem Tod konfrontiert. Ich kenne komischerweise niemanden, der gestorben ist. Als mein Opa starb, war ich noch zu klein, um das mitzukriegen. Und der Rest lebt noch – seltsamerweise. Deshalb ist es leicht gesagt, ich könnte das. Eben nur Theorie.

Jörg Pankalla, 20 J., Kaufmann

Aidskranke Menschen würde ich nicht betreuen wollen. Mir liegen einfach andere Sachen mehr, zum Beispiel mit Kindern zu arbeiten. Ein freiwilliges soziales Jahr im Kindergarten würde ich machen. Aber als junger Mensch hat man schon Angst, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Einfach Schiß davor. Das verdrängt man doch lieber. Und ich hab' mir darüber noch keine Gedanken gemacht.

Umfrage: Marlies Wiedenhaupt

Fotos: Marco Limberg/G.A.F.F.