Zuckermangel?

■ Wie es zu Madonna kam

Madonna, wir wissen es, ist ziemlich sexy, aber „was geht vor in ihr?“ Wie ist das mit dem vielen Ruhm? „Ist sie wirklich glücklich?“

Fragen, die uns gerade noch gefehlt haben. Mark Bego, eine Art offizieller Ghostwriter des amerikanischen Starwesens (Bücher über Barry Manilow, Cher, Whitney Houston, Vanilla Ice und andere mehr), beantwortet sie im Handumdrehen. Obwohl er zunächst recht weit ausholt und die Story bei Madonnas Großeltern nebst Großtante anfangen läßt: „Als Kinder spielten Gaetano, Bambina und Michelina in den sonnigen Straßen von Pacentro...“

Das war damals in den Abruzzen. Irgendwann, nachdem die Vorfahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren, kam es dann zu Madonna. Was Bego nun folgen läßt, ist ein psychologischer Entwicklungsthriller mit religiösem Einschlag, der formale und inhaltliche Bedenken freihändig in den Wind schießt. Souverän wird mit den Mitteln der Introspektion gearbeitet („Am nächsten Morgen dreht sich alles in ihrem Kopf“), man schreckt aber auch vor klaren Statements nicht zurück: „Madonnas Kindheit verlief normal.“

Ein Satz wie ein Zementblock. Später wird es natürlich komplizierter. Die Männer. Viele. Wüste. Begehrliche. Auch Frauen. Bego hält nicht damit hinterm Berg, daß „Madonna ein Verhaltensproblem hat“. Sie will immer mehr. Schließlich ist ihr „schwarzer BH ein torpedobrüstiger Traum, der alle Wünsche erfüllt“. Und das Schönste: Wenn all dies nicht frei erfunden ist, ist es am Ende sogar wahr.

Leute, die ihr euch vergeblich was von „Sex“ versprochen habt, kauft dies hier! „Who's that Girl?“, nicht „Sex“, ist das eigentliche Buch zum Trash-Phänomen. Es ist nicht nur atemberaubend schlecht übersetzt, sondern durch und durch von zweifelhaftem Geschmack. Pornographisch ist es auch irgendwie. Wo sonst erfährt man so sagenhaft intime Details wie etwa folgendes: Die noch junge Madonna Veronica Louise Ciccone habe, als sie von daheim ins große New York zog, „Riesenmengen an Junk Food“ zu sich genommen, „um den Zuckermangel in ihrer Kindheitsnahrung auszugleichen“?

Wahrscheinlich war das auch der wahre Grund dafür, daß sie später Super-Madonna wurde. Wundern würd's mich nicht. tg

Mark Bego: „Who's that Girl?“ Hannibal Verlag 1992, 286 Seiten. Preis: vergleichsweise billig.