■ Aus polnischer Sicht
: Eine perfekte Falle

Warum sollte der Staat seine ganze Härte und Entschlossenheit gegen die sogenannten Rechtsextremen zeigen? (Eigentlich sind das Extremisten der Mitte, da sie – ähnlich wie Stalinisten und Nazis – Ziele des kleinen Mannes, Verteidigung seiner bescheidenen Position in der Gesellschaft, deklarativ verfolgen; Fremdenhaß und Bekämpfung jedes Andersseins sind Instrumente, die schweigende Mehrheit auf die eigene Seite zu bekommen.) „Der Staat“ sind doch die, die herrschen, und sie sind nie von dieser Seite gefährdet worden, bis vor kurzem haben sie sogar wahrscheinlich geglaubt, die Rechten sind für die Ziele der Herrscher funktional. Wieso sollten die Staatsanwällte, die Großindustriellen, die Innenminister dieselbe verzweifelte Entschlossenheit gegen Mörder der Armen und Farbigen zeigen wie gegen die Terroristen, die ausschließlich das Leben und die Sicherheit der Mächtigen gefährdeten (und, wie man auf jeder Polizeistation den Steckbriefen entnehmen kann, offenbar nach wie vor gefährden). Man müßte die herrschende Klasse einer umgekehrten Michael-Jackson-Kur unterziehen, damit sie als „Neger“ durch den deutschen Groß- und Kleinstadtdschungel irren und ähnlichen Schiß vor den kahlköpfigen Bestien, diesen degenerierten Kampfhunden kriegen wie die Ausländer.

Verständlich, daß der Kanzleramtsminister wegen der Äußerung Ralph Giordanos, daß die Opfer sich wehren sollen, beleidigt spielt: die Juden und Ausländer sollten sich doch ruhig verhalen und verbrennen lassen, die deutsche Justiz wird ihre ganze Härte gegen die Täter schon zeigen – aber doch keine Unmenschlichkeit, die Kids sind doch desorientiert und wissen nicht, was sie tun.

Herr Bubis und Herr Giordano gehören sowieso nach Israel und können sich darauf verlassen, daß die deutsche Technologie zwar in komplizierten Fällen, wie bei einer Mikrofonanlage, versagt, jedoch was einfache chemiewaffenbestückte Raketen betrifft, ist sie – schon der Erfahrung wegen – hundertprozentig sicher; die wahnsinnigen, aber solventen Diktatoren im Nahen Osten werden sie schon eines Tages auf Tel Aviv abwerfen, ähnlich wie die türkische Armee die perfekten deutschen Granaten auf die Zivilbevölkerung in Kurdistan.

Die Herrscher in Ankara lassen sich nicht die Gelegenheit entgehen, wegen des Möllner Mordes – von Verbrechern begangen und von der deutschen Regierung allemal verurteilt und verfolgt – mit den Deutschen zu schimpfen. Eigene Greueltaten gegen die Kurden – auf Befehl der türkischen Regierung von der Armee begangen – betrachten sie jedoch als eine innenpolitische Lappalie.

Der Aufruf zur Wahrung des Gewaltmonopols des States gilt wohlgemerkt den Opfern, die Täter sind unansprechbar. Es ist klar, daß die Strategie der Faschisten in der Aufstellung der Gewalt-Falle besteht: Entweder wehren sich die Menschen und es gibt einen Bürgerkrieg, oder sie verlassen sich auf den Staat und werden systematisch abgeschlachtet. Beides wird ein Erfolg für die braunen Banditen. Piotr Olszowka