Geld für Frieden

■ Bei seinem Besuch im Nahen Osten bot Mitterrand Wirtschaftshilfe an

Amman (taz) – Politische Beobachter in Amman haben den Besuch des französischen Staatspräsidenten Mitterrand in Jordanien mit großem Interesse verfolgt. Staatspräsident Mitterrand, der am Samstag mit seiner Delegation aus der jordanischen Hauptstadt abreiste, hatte dort zwei Tage lang mit jordanischen Politikern über Lösungsmöglichkeiten des Nahostkonflikts beraten und dabei keinen Zweifel daran gelassen, daß der PLO dabei endlich auch eine offizielle Rolle eingeräumt werden müsse. Gemeinsam mit König Hussein erklärte er, die PLO sei die einzige legitime Interessenvertreterin der Palästinenser und mit ihr müsse im Rahmen der Nahostverhandlungen ein direkter Dialog aufgenommen werden.

Politiker in Amman interpretieren Mitterrands Vorstoß als einen Versuch Westeuropas, im Nahostfriedensprozeß endlich eine aktive Rolle zu übernehmen. Die Übergangsperiode von der alten zur neuen US-Regierung habe dazu geführt, daß der Nahostfriedensprozeß praktisch zum Stillstand gekommen sei. Dieser Umstand werde nun von europäischer Seite genutzt.

Mittrerand hatte während seines Besuches in Amman Dinge zu bieten, die den USA derzeit fehlen: Auf der abschließenden Pressekonferenz sprach er davon, daß die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft bereit sei, 1,2 Milliarden Dollar im Nahen Osten zu investieren. Eines von vielen möglichen Projekten, die Mitterrand erwähnte, ist der Bau einer Eisenbahn, die eine Verbindung zwischen den verfeindeten Staaten der Region herstellen solle. Außerdem schlug er die Gründung eines europäischen Entwicklungsfonds für den Nahen Osten vor. Er signalisierte damit auch: Wenn die verfeindeten Staaten des Nahen Ostens versuchen, schnelle Fortschritte in ihren Verhandlungen zu erzielen, könnte das für sie von erheblichem wirtschaftlichem Nutzen sein. Khalil Abied