Verschwenkungen, Knicke und 16 neue Bäume

■ Bezirkspolitiker informieren über die Umgestaltung des Schulterblatts / Kaum Chancen für die Einführung von Tempo 30

/ Kaum Chancen für die Einführung von Tempo 30

Der Verkehr rumpelt unablässig über das Kopfsteinpflaster, Fußgänger pendeln dazwischen, weil sie zum türkischen Laden gegenüber wollen, auf dem Bürgersteig werden plaudernde Passanten von Radfahrern umkreist — das Schulterblatt im Schanzenviertel, wie es die einen lieben und die anderen nervt. Das belebte Chaos des Viertels in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken, diesen Plan hat nun die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte ins Auge gefaßt.

Erste Vorschläge für eine Umgestaltung des südlichen Teils des Schulterblatts stellte der Verkehrs- und Kerngebietsausschuß den Anwohnern in der vergangenen Woche vor. Zur Entzerrung der täglichen Autolawine, die nach der Verkehrsberuhigung auf der Stresemannstraße an Dichte zugenommen hat, konnten die Bezirksabgeordneten den rund 100 Besuchern der Anhörung allerdings nichts Halbes und nichts Ganzes bieten.

Nach den vorliegenden Plänen soll die Fahrbahn zwischen Neuem Pferdemarkt und der Susannenstraße auf zwei Spuren verengt werden. Um das Tempo der durchfahrenden Pkws zu bremsen, soll die Straße zusätzlich an drei Stellen Verschwenkungen (Knicke) bekommen. Gesäumt wird das Schulterblatt später dann nicht nur von 16 neuen Bäumen und drei Fahrrad- Abstellflächen, sondern auch von zusätzlichen Parkplätzen und Ladezonen für Lkws. Der halsbrecherischen Fahrradakrobatik auf der Huckelpiste soll zudem durch schmale Radwege neben den Bürgersteigen ein Ende bereitet werden.

Die eher halbherzige Verkehrsberuhigung stieß bei den meisten Anwohnern jedoch auf Unverständnis. Einhellig wurde „Tempo 30“ für die Durchgangsstraße gefordert. „Diesen Wunsch teilen die Abgeordneten der Bezirksversammlung mit Ihnen“, diese Versicherung des CDU-Abgeordneten Henning Tants beruhigte wenig. Voraussetzung für „Tempo 30“, so Tants, sei die Herausnahme des Schulterblatts aus dem „Vorbehaltsnetz“, dem „erweiterten Hauptverkehrsnetz“ also. Gegen diese Herausnahme hat sich jedoch der Senat im März vergangenen Jahres ausgesprochen. Begründung: Straßen, die täglich von mehr als 10000 Fahrzeugen passiert werden, gelten als Hauptverkehrsstraßen und werden grundsätzlich nicht verkehrsberuhigt.

Ob zu diesem Thema allerdings das letzte Wort bereits gesprochen wurde, ist offen. Denn mit dem Beginn der Bauarbeiten sei vor 1994 nicht zu rechnen, erklärte Tants. Wie das Schulterblatt vor der „Roten Flora“ umgestaltet wird, soll außerdem in einem gesonderten Verfahren geplant werden. Die Verwaltung läßt grüßen. sako