Schluß mit lustig, Ausländerfreunde!

Das Bremer Theater trauert jetzt also; es trauert mittels Transparent um die „Opfer des Rechtsradikalismus“. Es hatte offenbar kein Hirnschmalz mehr übrig für die Frage, ob man zum Trauern sich nicht erst ein gewisses Recht erwerben müsse.

Wer die Lebenden vor ihren Verfolgern leider nicht retten konnte, soll hinterher um die Toten nicht auch noch, wenn's denn wahr ist, heiße Zähren flennen. Das ist ein bißchen gar zu viel Rummel um die werte Befindlichkeit. Als sollte es, solange draußen Menschen gejagt und umgebracht werden, irgend jemanden bekümmern, wie unserm Theater sein klein Herzchen leiden mag.

Es ist dies aber kein Einzelfall. Die halbe Kulturszene, und nicht nur sie, glaubt wieder einmal, so sie sich noch äußert, an die Kraft der bekennenden Selbsterfahrung; und das Gütesiegel der Menschlichkeit darf schon beanspruchen, wer nur recht malerische Empfindungen in sich findet, vorzugsweise in berühmten Mischungen wie etwa „Wut und Trauer“; und als Aktivist gilt schon, wer aus solchem Seelenzustand Plakate schöpft und Menschenketten häkelt und all diese Dinge bekennt und tut, die das Leben derzeit zu einem Immerwährenden Kirchentag und den Nazis umgekehrt einen Heidenspaß machen.

Nichts dürfte sie stärker erheitern als die neueste Drehorgel, daß „Fremde“ sog. „Freunde“ brauchen und wir schon auch, bevor sie ihnen ungehindert den Schädel einschlagen. Der Schluß liegt viel näher, daß den „Fremden“ statt solchen „Freunden“ noch der banalste Polizeischutz besser zupaß käme. Ist nicht spätestens jetzt so klar, wie es immer schon war: Daß den Ausländern nur hilft, wer ihre Verfolger verfolgt, wer also den Nazis mindestens die Angst einjagt, es könnte auch für sie mal böse ausgehn? Das wäre ja so schwer nun auch wieder nicht. Wenn die Kerle etwas bekräftigt haben in den letzten Wochen, dann daß sie vor rein gar nichts mehr zurückschrecken außer dem geringsten Risiko.

Wenn sich aber nicht schleunigst durchsetzen läßt, daß die guten alten Gesetze aufs Erbarmungsloseste vollstreckt werden, kommen diejenigen, die sie partout nicht in Anschlag bringen mochten, in den Genuß der spitzenmäßigen Gelegenheit, sie auch noch zu verschärfen.

Schluß mit lustig also, und womöglich die letzte Ausfahrt vor der Autobahn zur Scheußlichkeit. Wer jetzt denken will, hat zunächst einmal das Heucheln einzustellen: Selbst das Herumlaufen mit einem ausländerfreundlichen Button kriegt in diesen Tagen etwas unerträglich Scheinheiliges, weil es vorgibt, es gebe den Menschenschlag des Ausländers, und man köne sich mit ihm mehr gemein machen als mit dem der Dicken, deren Vorname mit A beginnt. Relevant ist aber ausschließlich, daß die Dicken in Frieden leben, während die Ausländer von den Schlechten mit Brandsätzen und von den Guten mit wohltätigen Bekundungen und unverständlichen Dichterlesungen verfolgt werden bis in die letzten Asylantenunterkünfte hinein.

Der Unterschied ist nur einer des Härtegrads. In beiden Fällen müssen die Ausländer, ihrer selbstverständlichsten Sicherheitsgarantien beraubt, auch noch froh sein, wenn's nicht schlimmer kommt.

Statt daß aber nunmehr alles, was noch sinnvoll unternommen wird, zu ihrem Schutz unternommen wird, finden weiterhin bunte Folkloreabende statt, auf denen uns der hiesige Kfz-Meister Zülfükar Tutkun, wohl oder übel in Pluderhosen gesteckt, auch noch kulturell zu bereichern hat, finden girosdampfende Tanznächte statt, die behaupten, „antirassistisch“ zu wirken, sieht man schon wieder unsre jüngsten Perlen sich zu lebenden Rosenkränzen verhaken, genannt Menschenketten, finden Podiumsdebatten und Seminare statt und andere Bittgottesdienste zum Zwecke des Steinerweichens.

Ist hierbei je anderes geschehen als daß Deutsche sich selber beschwichtigt und begütigt haben? Schaut, wie schön wir mit denen spielen! Und du, Fascho, schmollst am Rand? Ein durch und durch selbstbezüglicher, ein sowieso überaus verdächtig verzückter Reigen, selbst die positive Stigmatisierung mit Bekennerbuttons nicht scheuend. Nur für die Ausländer wollte und wollte nichts rauskommen dabei als das Gefasle vom „Multikultur“ und „Integration“, welches ihnen, wenn man's genau bedenkt, das pittoresk Fremdenmäßige ja erst anhängte, auf das die Faschos so fliegen. Manfred Dworschak