■ Panić tritt gegen Milošević an
: Scheingefecht

Das Spiel, das so viel Aufmerksamkeit erregte, ist wieder aufgenommen: Mit seiner Ankündigung, bei den am 20.Dezember anberaumten Präsidentschaftswahlen gegen Milošević anzutreten, hat der Ministerpräsident Restjugoslawiens das Gefecht zwischen den beiden Kontrahenten der serbischen Politik wieder eröffnet. Unvergessen bleibt das Auftreten Panićs bei der Jugoslawienkonferenz in London, wo er Milošević entschieden entgegentrat. Und sicherlich hat der amerikanische Exilserbe viele Hoffnungen bei den serbischen Oppositionsparteien geweckt, als er unverhohlen ihre Forderungen übernahm und für die Demokratisierung Serbiens eintrat.

Für die These aber, daß die als Machtkampf apostrophierte Auseinandersetzung der beiden serbischen Politiker nichts als ein Scheingefecht ist, spricht inzwischen vieles. Denn bei der Abstimmung in der Länderkammer Restjugoslawiens vor Monatsfrist, durch die Panić gestürzt werden sollte und die er gewann, muß eine Stimme aus dem Miloševićlager gekommen sein. Die Welt von den wirklichen Vorgängen in Serbien und in Bosnien-Herzegowina abzulenken, könnte dabei das dahinterstehende Interesse aller serbischen Seiten sein. Denn was den Krieg in Bosnien-Herzegowina, die Leugnung der Massenmorde, Vergewaltigungen und anderer Folterungen an der muslimanisch-kroatischen Bevölkerung betrifft, ziehen alle serbischen Fraktionen an einem Strang. Auch in bezug auf den Kosovo sind sich fast alle Serben einig. Über Monate gelang es Panić, die Hoffnungen auf einen Machtwechsel in Serbien zu nähren. Nicht zuletzt mit dem Argument, man schade Panić nur, wenn man die Sanktionen verschärfe, ist es der serbischen Führung gelungen, Löcher ins Netz der Überwachung zu brennen. Ja, dieses Argument verführte sogar zu Diskussionen, die Sanktionen aufzuheben. Nicht zuletzt wurden mit dem gleichen Argument Forderungen nach einer Intervention in Bosnien-Herzegowina konterkariert. Die Folge ist, daß die Institutionen der Welt nun Mitschuld zu tragen beginnen an dem Völkermord, der in den bosnischen Bergen von der serbischen Soldateska begangen wird.

Auch innenpolitisch spielt die Hoffnung auf Panić letztlich Milošević in die Hände. Mit seiner Reise nach Kosovo versuchte Panić die kosovoalbanischen Führer zu bewegen, bei den Wahlen im Dezember teilzunehmen. Denn, so die Rechnung, mit den Stimmen der Albaner könnte die Opposition gegen Milošević gewinnen. Er stellt sie damit vor eine schwierige Entscheidung: Sollten die Albaner teilnehmen, würden sie den serbischen Staat akzeptieren. Verweigern sie sich, wird ihnen vorgehalten, Milošević an der Macht zu halten. In beiden Fälle sind sie die Verlierer. Erich Rathfelder