Ozonloch durch Autos und Kraftwerke

■ Der Treibhauseffekt beschleunigt die Ausdünnung der Ozonschicht

Berlin (taz/dpa) – Autos und Kohlekraftwerke heizen nicht nur das Klima auf, sie werden wahrscheinlich auch zum schnellen Wachstum eines riesigen Ozonlochs über der nordischen Arktis führen. Das haben neue Berechnungen der britischen Wissenschaftler John Austin, Neal Butchart und Keith P. Shine ergeben. Die drei Klimatologen haben in der Wissenschaftszeitschrift Nature ein Modell vorgelegt, nach dem sich bei einer Verdoppelung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre über dem Nordpol ein riesiges Ozonloch bildet, das dem über der Antarktis durchaus vergleichbar ist. Das Loch über dem Südpol ist inzwischen bis zu 22 Millionen Quadratkilometer groß. Das zukünftige Ozonloch Nord wäre nach den Berechnungen eine direkte Folge des Treibhauseffekts. Wenn das Kohlendioxid die Wärme in der erdnahen Atmosphäre wie in einem Treibhaus festhält, wird es in höheren Schichten, in denen sich die schützende Ozonhülle unseres Planeten befindet, immer kälter. Besonders niedrige Temperaturen aber sind eine Voraussetzung für den Ozonabbau. In den dunklen Südpolarwintern etwa wird es in der Stratosphäre über der Antarktis regelmäßig unter minus 80 Grad Celsius kalt. In den Stratosphärenwolken werden dann die chemischen Verbindungen auf Eis gelegt, die bei höheren Temperaturen die ozonkillenden FCKWs und Halone abfangen könnten. Über dem Nordpol wurde es bislang nur selten so kalt, aber wenn der Kohlendioxidausstoß von Heizungen, Kraftwerken, Autos und Fabriken weiter ansteigt, könnte sich das ändern.

Jerry David Mahlman, Physiker in Princeton, hält die Prognosen der britischen Kollegen für „das Beste, was zur Zeit erreichbar ist“. Allerdings stecke diese Art von Modellrechnungen noch in den Kinderschuhen. „Für verläßliche Kalkulationen werden wir wahrscheinlich mindestens fünf weitere Jahre intensiver Forschung über Chemie und Dynamik der Atmosphäre brauchen.“

Die Ausdünnung des Ozonschilds hat über der südlichen Halbkugel schon zu deutlich mehr Hautkrebserkrankungen geführt. Forscher der US-Umweltbehörden befürchten Hunderttausende von Krebstoten zusätzlich bis Mitte des nächsten Jahrhunderts.

Vorsorge kann also nicht schaden. Das Rezept gegen die Bedrohung der Ozonschicht in nördlichen Breiten ist genau das gleiche wie das gegen die globale Erwärmung: deutlich weniger Energie verbrauchen. Derzeit werden von fünf Milliarden Menschen weltweit jährlich 20 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft geblasen, Tendenz steigend. Knapp eine Milliarde stammt aus Deutschland. ten