Vielen kleinen Hausärzten geht's ans Geld

■ Hamburger Kassenärzte protestieren: Ärzte müssen drastisch an Medikamenten sparen oder sie künftig selbst bezahlen

: Ärzte müssen drastisch an Medikamenten sparen oder sie künftig selbst bezahlen

Für die niedergelassenen Kassenärzte geht es ab dem 1.Januar 1993 ans Eingemachte. Mit dem Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes (GSG) wird sich nach Meinung der Aktionsgemeinschaft Hamburger Kassenärzte die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung drastisch verschlechtern.

Auf Kritik stößt zum Beispiel der Umstand, daß Kassenpraxen von den Ärzten dann nicht mehr frei verkauft werden dürfen. Wer als Arzt im Alter von 68 Jahren „zwangspensioniert“ werde, habe nicht mehr die Möglichkeit, selbst für einen Nachfolger zu sorgen. Der würde von der Zulassungsstelle des Krankenkassenverbandes (KV) aus einer Warteliste ausgesucht werden. Zusammen mit den Zulassungsbeschränkungen, so klagen die Ärzte, käme das einer Aufhebung ihrer Freiberuflichkeit gleich. Dieser Vorwurf wird unter anderem mit den neuen Abrechnungsmodalitäten untermauert. Das GSG verpflichtet die Ärzte, beim Verschreiben von Arzneimitteln ständig auf die Kosten zu achten und Einsparungen vorzunehmen. Für 1992 errechnete der KV, daß in Hamburg insgesamt für 170 Millionen Mark Medikamente verschrieben wurden.

Jeder Kassenarzt erhält in diesen Tagen vom KV eine Auflistung der von ihm im ersten Quartal 1991 verschriebenen Medikamente und deren Kosten. Diese Summe müssen die Ärzte im ersten Quartal 1993 um zehn Prozent unterschreiten. Wer den Betrag um 15 Prozent überschreitet, bekommt Besuch von Prüfern der Krankenkassen und muß die Notwendigkeit der Mehrkosten nachweisen. Wer gar mehr als 25 Prozent über dem erlaubten Limit liegt, muß die Differenz aus eigener Tasche an die Krankenkassen zahlen.

Gerade an dieser Stelle ist die Schmerzgrenze vieler Ärzte überschritten. Eine Ärztin sieht düstere Zeiten auf sich zukommen: „Das trifft vor allem den Praktischen Arzt. Er verdient von allen am wenigsten. Oft nicht einmal 10000 Mark im Monat, verschreibt aber zwangsläufig mit Abstand die meisten Medikamente. Ein Facharzt mit einem Einkommen in Millionenhöhe dagegen verschreibt nur selten etwas.“ Unklar sei zudem noch, ob nicht auch Massagen und Packungen in diese Sparmaßnahmen einbezogen werden, denn das Gesetz wird erst am 18.Dezember im Bundestag verabschiedet. Norbert Müller