Wie die Polizei gegen Rechts kämpft

■ Polizisten weigerten sich, gegen rassistische Übergriffe vorzugehen/ Polizei: Eskalation sollte verhindert werden

Berlin. Springerstiefel, Bomberjacke und ein Glatzkopf – wer so aussieht, dem geht man im Jahr 3 des neuen Deutschland als Mutter eines farbigen Kindes lieber aus dem Weg. Die Gruppe Männer, die Sabine W. am 15.11. früh gegen 6 Uhr auf dem Flughafen Schönefeld um einen Gefallen bat, sah dagegen ganz „normal“ aus. „Kein Problem“, meinten sie, als es darum ging, den Kinderwagen die Treppe raufzutragen. Bis der Blick auf das Kind fiel: „Ach du Scheiße, ein Negerkind“, entfiel es dem eben noch freundlichen jungen Mann darauf, und, an Sabine W. gerichtet: „Eine Negerhure“.

Im Flughafenrestaurant „Möwenpick“ trafen Sabine W., die kleine Giovanna, ihre Schwester Heidi M. und deren Tochter Allina (sieben Monate) erneut auf die Männer und ihren Terror: „Bei Hitler hätten sie solche wie dich vergast.“ Anerkennendes Kopfnicken in der Runde. „Negervotze“ – lautes Gelächter.

Als sich Heidi M. kurze Zeit später zur Toilette begab, schnappte sich das Gruppengroßmaul den Joghurtkübel vom kalten Buffett und rannte der Frau hinterher. Sabine W. flehte den Kellner an, Hilfe zu holen. Der Kellner, selbst geschockt von dem Geschehen, rief zwei Beamte des Bundesgrenzschutzes zum Tatort.

Diese kamen just in dem Augenblick, als Heidi M. die Toilette wieder verließ. Bei der Bitte um Hilfe zuckten die Beamten nur mit den Schultern, fühlten sich „nicht zuständig“. Ungehindert ergoß sich der weiße Frühstücksbrei auf ihren Kopf. Gegenüber der völlig verschmierten Frau zeigten sich die Beamten doch noch hilfsbereit: Sie wiesen ihr den Weg zur Toilette, wo sie sich säubern könne.

Auf ihre mehrmaligen Aufforderungen, die Personalien des Mannes aufzunehmen, reagierten die Beamten nicht, während die rassistischen Sprüche weitergingen. Zwei weitere Beamte, die ins Restaurant gerufen wurden, forderte Heidi M. ebenfalls auf, endlich die Personalien festzustellen. Heldenhaft macht einer der Beamten zwei Schritte in Richtung der Männer. „Hau ab, oder du bekommst paar aufs Maul“, wurde er von dort gewarnt. Das saß. Der Beamte wandte sich lieber den beiden Schwestern zu und forderte sie auf, sich „nicht so aufzuspielen“. Der andere Beamte faßte das Geschehen zusammen: „Das ist doch alles eure eigene Schuld.“ Die Rassisten verließen unbehelligt den Flughafen. Vom Dienstgruppenleiter, bei dem sich die Frauen danach die Dienstnummern der Beamten geben ließen, wurden sie belehrt, daß eine Strafanzeige gegen die Gruppe nun keinen Sinne mehr mache, da diese sich ja nun „gegen Unbekannt“ richten würde.

Ihre schriftliche Beschwerde erbrachte folgende Antwort: „Den Beamten könne vorgeworfen werden, die Personalien der Personengruppe nicht festgehalten zu haben. Nach Beurteilung der Situation vor Ort hätte dies aufgrund des angetrunkenen Zustandes der Gruppe bis hin zu einer Schlägerei ausarten können. Aufgrund des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes wurde hiervon abgesehen.“ Thorsten Preuß