„Nice Scheiß“ für den Gabentisch

Giant Sand gehören zu den wenigen Bands, die sich von Platte zu Platte immer wieder selbst übertreffen. Ihre neueste Produktion „Center of the Universe“ klingt im Vergleich zu ihren letzten beiden Scheiben „Ramp“ (1991) und „Swerver“ (1990) ein bißchen husseliger und schräger, ohne jedoch dabei in Kunstscheiß abzudriften. Es werden wunderschöne, fast konventionelle Melodien mit bratenden Gitarren angereichert, die den musikalischen Fluß nicht im mindesten stören. Wie auf allen Giant-Sand-Platten finden sich auch hier alle möglichen Stilrichtungen nebeneinander. Auf wüste, destruktive Gitarrenpassagen, wie „Sonic Drive In“ folgen sanftere Töne mit dem Chor der Psycho- Sisters in „Milkshake Girl“. „Return to Fodder“ ist ein pianolastiges Jazzstück, während „Uwed an well Sped“ jeden Country-&-Western-Fan entzücken dürfte. Mein persönlicher Favorit ist „Year of the Dog“ – es klingt wie die schönsten Giant-Sand-Melodien zusammen. In der November-Ausgabe der Spex wurde der Kopf der Band, Howe Gelb, (Gesang, Gitarre, Piano, Harfe und unheimlich sexy) als der „wahre“ Neil Young bezeichnet, weil er einfach die schöneren Lieder macht. [Frechheit! d.S.] Selbst das Outfit von „Center of the Universe“, die es bislang leider nur als CD gibt, paßt ausgezeichnet unter jeden Weihnachtsbaum: Ein mit einem Amorpfeil durchbohrtes knallrotes Herz schlägt auf einem tannennadelgrünen Hintergrund. KN

Giant Sand: „Center of the Universe“; Brake Out Records/Enemy, OUT 109-2