Gut und Böse aus den Fugen

■ Catchen: Schiedsrichter am Boden! Ein Pollenbeutel, ein Eisenpfosten und ein vakanter Gürtel

Gut und Böse aus den Fugen

Catchen: Schiedsrichter am Boden! Ein Pollenbeutel, ein Eisenpfosten und ein vakanter Gürtel

Das Böse strauchelt oft im Ringkampf, das Gute manchmal. Wenn aber, dann immer in geordneten Bahnen, die der Schiedsrichter aufzeigt. Was aber passiert, wenn der Schiedsrichter strauchelt?

Mic McMichael strauchelte am Dienstag abend. Der kompakte Schotte hatte soeben in der fünften Runde der Catch-Weltmeisterschaft den Amerikaner Hot Stuff Eddy Gilbert der Matte verwiesen. Gilbert hatte unerlaubter Weise seinem Gegner, der stolzen irischen Pflanze Fit Finlay, in den Pollenbeutel getreten, daß es staubte. Beim Catchen ist das verboten. Und obwohl Gilbert die ungebrochenen Sympathien der 2.000 Zuschauer in der Bremer Stadthalle hinter sich hatte, zögerte McMichael nicht und zeigte Rot: Disqualifikation.

Ach, wäre der Kampf da nur zu Ende gewesen: Finlay hätte seinen Weltmeisterschaftsgürtel behalten, geschmückt mit einer schicken Platzwunde, die ihm ein Rumms mit dem Kopf vor einen Eisenpfosten der Ringbefestigung eingebracht hatte: Eine Zierde für jeden Ringfreund.

Der Kampf war nicht zu Ende. Finlay, kaum genesen vom regelwidrigem Angriff, stürzte sich auf den Ami. Außer sich war der irische Champion, daß sein Gegner in aussichtsloser Position die Notbremse getreten hatte. Tritte, Schläge, die Wucht des Kopfes trafen den Disqualifizierten, der wehrlos zu Boden ging und dort schön aus einer Platzwunde über den Augen vor sich hinblutete: Eine Trophäe aus der 4. Runde, als Finlay seinen Anspruch auf den Championsgürtel mit Hilfe äußerts läßlich plazierten Stadthallenmobiliars unterstreichen wollte. Da auch das verboten ist beim Catchen, zögerte der schottische Unparteiische nicht, hierfür eine Geldstrafe in Höhe von 50 Mark auszusprechen.

Ringrichter McMichael nun, wie er den Herausforderer zu Boden gehen sieht, stellt sich vor Eddy Gilbert und — geht in der Wucht von Finlays Rache unter. Blutend auch er jetzt aus dem Mund, Himmel und Hölle taten sich auf und verschluckten das Publikum. Auf den Stadthallenstühlen fand es sich wieder, umgeben von Pfiffen und wütendem Gebell der Höllenhunde: Es war um die Halle geschehen. Vier Catcher mußten den wütenden Iren halten, Sanitäter trugen den benommenen Schiedsrichter aus der Halle und — das Kampfgericht sprach Finlay wegen Regelwidrigkeit den Weltmeistertitel ab!

Jetzt also ist der Gürtel nicht verteidigt noch gewonnen, sondern vakant, erklärte Ringsprecher Peter William in einer ersten Stellungnahme. Wahrscheinlich wird ein Titelkampf neu angesetzt werden müssen, und wahrscheinlich wird Big Otto Wanz wohl versuchen, ihn noch in diesem Turnier unterzubringen! mad