■ Das Portrait
: Karl Dersch

foto nr. 3

Foto: Ralph Rieth

Karl Joseph Dersch ist vom kleinen Mercedes-Verkäufer zum Vorstandsmitglied der Deutschen Aerospace AG, Deutschlands größtem Luft-, Raumfahrt- und Wehrtechnikkonzern, und Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Luft-, Raumfahrt- und Ausrüstungsindustrie aufgestiegen. Jetzt steigt er wieder ab – eine Reichskriegsflagge in seinem Garten ist der Grund.

Der in München geborene 57jährige absolvierte schon seine Ausbildung als Industriekaufmann bei der Daimler-Benz AG. Nach Zwischenstationen in Regensburg, Köln und Freiburg war Dersch von 1975 bis 1989 Direktor der Daimler-Benz- Niederlassung in München, der größten in Süddeutschland. In dieser Zeit entstand auch eine enge Freundschaft mit Franz Josef Strauß.

Dersch wird eine zentrale Rolle bei der Übernahme des Luft- und Raumfahrtkonzerns Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) durch Daimler-Benz zugeschrieben. Bayern war zuvor größter Einzelgesellschafter bei MBB gewesen und Franz Josef Strauß der Aufsichtsratsvorsitzende der Firma. Als die Daimler-Tochter Deutsche Aerospace AG (Dasa/München) im Mai 1989 gegründet wurde, gehörte Dersch dann auch zum Vorstand, verantwortlich für Marketing. Damit leitete er die Außenbeziehungen der Dasa.

Erste Kritik an Dersch – seit März auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie – gab es im September wegen einer geplanten Gedenkfeier für Hitlers V2- Rakete in Peenemünde. Bei der Produktion der V2 waren in Nazi-Lagern 20.000 KZ- Häftlinge umgekommen. Die Raketen töteten im Krieg über 2.700 BritInnen. Dersch bedauerte bei der Absage der Gedenkfeier damals, „daß die bahnbrechende wissenschaftliche Leistung deutscher Raumfahrtpioniere nicht angemessen gewürdigt“ werden könne. Jetzt sind die Tage des Strauß-Intimus offenbar gezählt. Dersch mußte seinen Rücktritt als Dasa- Vorstandsmitglied anbieten. Anlaß war, daß der Manager regelmäßig die Reichskriegsflagge im Garten seiner Villa gehißt hatte. Es handle sich um ein beliebtes Souvenir bei Wassersportlern und der Marine, so Dersch. „Daß die Fahne seit einiger Zeit bedauerlicherweise von rechtsradikalen Gruppen mißbraucht wird, ist mir leider entgangen“, erklärte der Marketing- Manager. ten