Krambambuli, warmes Bier und bayrische Wut

■ Alkoholische Heißgetränke sind wieder up to date: Die taz probiert multikulturell in Polen, England und Bayern

sind wieder up to date: Die taz probiert multikulturell in Polen, England und Bayern

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2å Eigentlich müßte dieser Artikel mit der Feststellung beginnen, daß es draußen immer kälter wird, und nunmehr ein Grund besteht, sich mit alkoholischen Heißgetränken zu betäuben. Das natürlich unter dem Vorwand, sich wohlige Wärme von innen zu verschaffen. Und das ist natürlich Quatsch: Alkohol verschafft nur die Illusion von Wärme, der Körper bleibt unterkühlt.

Trotzdem ist gerade zur Winterzeit zu beobachten, daß sich Leute einen Zuckerhut auf eine mit Rotwein gefüllte Schüssel stellen, diesen mit Rum beträufeln und entflammen. Richtig! Eine Feuerzangenbowle bereiten. Und wenn man dann davon einige Gläschen intus hat, kann man so ulkige Sachen machen wie sich den gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann zum einhunderttausendsten Mal ansehen und sich wie bei den neunundneunzigtausendneunhundertundneunundneunzig Malen davor an den gleichen Stellen vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Etwa bei dem Wortwitz Pfeiffer mit drei Fs totlachen.

Man kann allerdings die ganze Sache auch noch steigern und Krambambuli zubereiten. — Hinter diesem merkwürdig anmutenden Namen verbirgt sich eine Danziger Spezialität; Zutaten: ein Eßlöffel Rosinen, ein Eßlöffel entkernte Datteln, dieselbe Menge kandierte Früchte und Trockenobst, ein Zuckerhut, 20 cl erwärmter Rum, 2 l Weißwein, 1 l starker Tee (damit Sie auch wissen, was der Samowar auf dem Foto soll) und den Saft von je 2 Orangen und Zitronen. — Und damit das gleiche machen, was man gemeinhin mit einer Feuerzangenbowle macht.

Nun zu einem anderen Thema: Es soll ja Leute geben, die die englische Küche schätzen, sich Essig auf die Fritten spritzen und ganz Hamburg nach orginal Salt-and-Vinegar-Crisp abklappern. (Erfolglos leider, wenn jemand eine Quelle hat, bitte der taz-Redaktion melden.) Für solche Leute also, die auch ein warmes Bier nicht verschmähen, gibt es einen ultimativen Drink von der Insel: Ale Hokus Pokus. Zutaten: 3 Eigelb, 3 Barlöffel Zucker, 1/2 l Ale, 2,5 cl Whisky, eine Prise geriebene Muskatnuß. Eigelb mit Zucker schaumig schlagen, den Rest erwärmen und dann die Eigelbmasse zufügen. Fertig ist ein Traum für AnglistikstudentInnen.

Furor bavaricus, die bayrische Wut, heißt ein Getränk, das von innen wärmt und merkwürdigerweise dabei ohne Alkohol auskommt. Eine Zitrone, acht Stückchen Zucker, ein viertel Liter heiße Milch und ein Eigelb sind vonnöten, um das Getränk zuzubereiten.

1Was, heiße Milch kennen Sie schon? Aber der Name war so schön, daß es unumgänglich schien, auch Furor bavaricus hier aufzuführen.

Sich irgendwelche Alkoholika in Kaffee, Tee, Kakao oder Espresso zu schütten, dazu sollte man eigentlich auch ohne Rezept auskommen. Ansonsten ist die Lektüre einschlägiger Literatur, etwa Die Getränke der Welt aus dem Lingen- Verlag, empfohlen. K. Ulli Narr/Kader