■ Urdrüs wahre Kolumne
: Steffi, zu Nikolausi schwanger

URDRÜS WAHRE KOLUMNE

Steffi, zu Nikolausi schwanger

Schweigemarsch zum Aidstag. Kaum ist die City mit den unzähligen Nikolausis passiert, kurz vorm Einfall ins Viertel sozusagen, drängen sich spontan etliche Mannsbilder in die Reihen der Schweigemarschierer, die bislang scheinbar zufällig auf dem Gehweg nebenhertrotteten: Coming out mal ganz stadtteilbezogen ...Aber immerhin! Zuvor am Marktplatz bemitleidete die Bekannte eines Umzug-Teilnehmers dessen mitlaufenden Struppi. „Daß der arme Hund bei sowas mitlaufen muß!“ Hinterher verschwand sie im Gewimmel des Weihnachtsmarkts, um dort vermutlich einen Hotdog zu beißen. Dies aber nennen wir pharisäerInnenhaft.

Apropos Zamperl! Im hiesigen Spielzeug-Einzelhandel werden jetzt Köterinnen mit Klettverschluß angeboten. Über Druck und Zuck erblicken zwischen den Hinterbeinchen niedliche kleine Wauwaus das milde Licht des Kinderzimmers. Und die Firma Simba offeriert die schwangere Steffi in Plaste und Elaste mit Baby zum Raus und Rein. War's Peter oder Boris?

Der Führer schenkt den Juden eine Stadt und den Behinderten ein Krankenhaus in Hadamar. Die gute alte Sparkasse aber knapst sich zum Fest nicht nur das eine oder andere besinnliche Konzert ab, sondern auch Sonderschalter für Asylbewerber und „problematische“ Sozialhilfeempfänger. Vermutlich mit Käfigschalterhalle, Sprühdesinfektion und Polizeistation im Tresorkeller. Verständnis für diesen Service äußert der sonst so blasse FDP-Wirtschaftssprecher Klaus Ziegler. Man müsse dem Geldinstitut zugestehen, “aus Störungen des normalen Geschäftsablaufs Konsequenzen zu ziehen.“ Bald gibt's Sonderschalter am Riensberger Friedhof für jene alte Herren, die sich umständlich Zinsen berechnen und auszahlen lassen, um sie alsdann dem Enkelkonto gutschreiben zu lassen. St. Nikolaus aber wird diesen Ziegler mitsamt Erbonkel Rebers, Erbschleicher Nölker und dem wilden Camper Ulli Nölle in einen Sack stecken und gewaltig stäupen. Und kräftig schlägt dazu das steinharte Lebkuchenherzchen aus Mölln.

In der Kaufhalle am Brill behindert eine Frau im Rentenhalter den Geld-Ware-Fluß an der Kasse, indem sie nach einer Wäschehexe fragt. „Wäschehexe? Hamwa nich. Was solln das sein?“ Woraufhin eine mehrminütige Erklärung einsetzt, aber fruchtlos bleibt. Der Wartestau wird immer länger, auch die Beteiligten versuchen sich mit kühnen Mutmaßungen über das Wie und Was einer Wäschehexe. Schließlich meint eine hinzugezogene Verkäuferin lapidar „Wäschehexe gibt es nich...“ Worauf die Rentnerin befriedigt feststellt „Gibt es doch nich? Na dann is ja gut“. Aus solchen Gründen gehe ich gern in die Kaufhalle. Man lernt immer dazu! Ulrich Reineking-Drügemöller