In der Manege der heißen Herzen

■ Im Juxirkus zeigen Kinder, wie kleine Menschen großen Zirkus machen können

Schöneberg. Kleine Leute, großer Zirkus: An der Hohenstaufenstraße in Schöneberg heißt es wieder Manege frei für den „Juxirkus“. Nahezu sechzig Kinder zwischen zehn und sechzehn Jahren sorgen dafür, daß die zumeist kleinen Zuschauer auf den Bänken glänzende Augen bekommen und mit dem Wunsch, selbst dort unten in der Manege mitzutun, unruhig auf ihrem Sitz herumrutschen. Im wilden Wirbel kurven dort die kleinen Artisten auf dem Einrad durch das Rund, verknäulen sich akrobatisch oder balancieren auf großen Bällen – ganz wie die großen Künstler. Doch auch manche Erwachsene, die gebannt zuschauen, erinnern sich wohl mit heißem Herzen der vergangenen Jugendträume von der Zirkusluft. Nichts fehlt im Zelt an einem richtigen Zirkus; wenn es heißt, Vorhang auf und Spot an, dann stellen die Kinder und Jugendlichen das Zirkusorchester, und auch hinter den Scheinwerfern stehen Kinder.

Von nichts kommt nichts, und hinter den teilweise unglaublichen Leistungen der jungen Künstler steht harte Arbeit. Wenn beispielsweise die Mädchen auf dem Hochseil mit fast spielerischer Gelassenheit ihre Kunst zeigen, spürt man allerdings davon kaum etwas. Elf Erwachsene helfen bei den monatelangen Proben, darunter sind auch ehemals arbeitslose professionelle Artisten aus Ostdeutschland, die nun innerhalb einer ABM-Maßnahme ihre Fertigkeiten weitergeben können.

Seit einigen Tagen ist der „Juxirkus“ um eine große Sorge ärmer. Zwar hat der Jugendsenator die Finanzierung auch für 1993 sichergestellt, doch der Stellplatz war lange Zeit gefährdet. Schließlich, so die rechtlichen Vorschriften, dürfen „fliegende Bauten“ nicht ständig am selben Platz stehen. Auch Baupläne an der Hohenstaufenstraße bedrohten den Standort. Nun aber gibt es eine unbegrenzte Duldung, und es heißt weiter: Vorhang auf.

Zu Recht stolz ist man beim Juxirkus über das hohe Niveau der Nummern, die die Kinder und Jugendlichen einstudiert haben. Auf dem Jugend-Zirkus-Festival in Köln rissen zwei Truppen die Zuschauer zu solcher Begeisterung hin, daß sie glattweg für das Zirkusfestival der Jugend in Monte Carlo engagiert wurden.

Wer die jungen Artisten noch sehen will, hat dazu noch am 13., 16. und 18. Dezember Gelegenheit. Jeweils um 17 Uhr 30 geht es los, die Karten kosten für Erwachsene drei Mark, für Kinder eine Mark. Weil die Vorstellungen meist ausverkauft sind, empfiehlt sich eine Vorbestellung unter der Telefonnummer 2155821. gn