Autonome Großdemo gegen Rechts

■ Veranstalter erwarten am Samstag 15.000 Teilnehmer

Berlin. Für die am Samstag vorgesehene bundesweite Demonstration unter dem Motto „Kampf dem Faschismus“ werden nach Angaben der Veranstalter rund 15.000 Teilnehmer erwartet. Vier Vertreter des Koordinierungskreises, der sich aus deutschen und türkischen antifaschistischen und autonomen Gruppen zusammensetzt, erklärten gestern auf einer Pressekonferenz in Kreuzberg, es gehe darum, „den Lippenbekenntnissen des Staates konkrete Aktionen entgegenzusetzen“. Sie riefen die Gaststätten und Kneipen dazu auf, am Samstag aus Solidarität gegen die rassistischen Überfälle geschlossen zu bleiben.

In dem Aufruf zur Demonstration werden für die jüngsten rechtsextremen Morde nicht nur die Täter, sondern auch die Politiker in Bonn und die „Normalbevölkerung, die zuschaut oder sogar Beifall klatscht“, verantwortlich gemacht. Eine Sprecherin räumte ein, daß die „radikale Linke“ in der Vergangenheit „gravierende Fehler“ gemacht habe. So habe man versäumt, sich auf die „sozialen Kämpfe“ zu beziehen. Deshalb erkläre man sich auch mit den parallel zur Demonstration stattfindenden Aktionen von Mieterinitiativen in Ostberlin solidarisch.

Der Koordinierungskreis kündigte an, sich nicht an das Vermummungsverbot halten zu wollen. Dies diene dem „Selbstschutz“ der Teilnehmer, da in letzter Zeit rechtsextreme Gruppen dazu übergingen, auf Demonstrationen gezielt Teilnehmer zu fotografieren: „Wir wollen in Gesprächen mit der Polizei versuchen, daß das Vermummungsverbot nicht zum Tragen kommt“, versicherte einer der Sprecher. Sollte die Polizei eingreifen, werde man sich jedoch wehren: „Wir haben keinen Bock, uns zu prügeln. Aber wenn die Konfrontation an uns herangetragen wird, werden wir uns nicht plattmachen lassen.“ Ein türkischer Vertreter des Koordinierungskreises berichtete von immer mehr „Selbstverteidigungsgruppen“, die unter den „Nicht-Deutschen“ in Berlin gebildet werden. Man habe keine Lust mehr, sich das „Gerede der Politiker, wir sollten vernünftig bleiben, anzuhören“.

Die Demonstration beginnt am Samstag um 12 Uhr am Oranienplatz in Kreuzberg und soll am Nachmittag auf dem Lichtenberger Tuchollaplatz enden. sev