Unterm Strich

Wer Theater spielt oder in sonst einer Funktion an deutschen Bühnen arbeitet, sollte gegen die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland protestieren. Das meinen die Staatstheater Stuttgart und Karlsruhe, denn sie finden, Theaterbetrieb sei „ohne die Mitarbeit von ausländischen Beschäftigten nicht denkbar“. Der Betriebsrat der Theater glaubt außerdem, daß „die Mehrheit der Deutschen“ gar nicht ausländerfeindlich sei. Warum muß er sich denn so argumentativ verrenken? Wäre es dann nicht zumindest „denkbar“, daß eine zufälligerweise rein deutsche Theater- Belegschaft gegen Ausländerfeindlichkeit protestiert? Mal sehen, wie es auf der Bühne aussieht.

Niemand konnte schöner tirillieren und schmalzen in höchsten Tönen als die 24jährige Alexandra Petersamer aus München. Jo mei. Sie hat in Berlin den diesjährigen Bundeswettbewerbs Gesang im Fach Oper/ Operette gewonnen. Wir denken noch über den seltsamen Schrägstrich nach, da kommt uns schon Jochen Kupfer aus Sachsen mit einem Schumann (mindestens) allen Ernstes dazwischen. Kupfer hat Gold im Fach „Konzert“ gewonnen, das sind 10.000 Mark, und der Intendant der Deutschen Oper, Götz Friedrichs, erkannte ganz allgemein beim deutschen Gesangsnachwuchs „internationales Niveau“. Weltniveau?

In Aix-en-Provence sinkt es hingegen, das Niveau: Die Internationalen Musikfestspiele werden im nächsten Jahr um vier Tage gekürzt. Die Gründe seien finanzieller Natur, heißt es, das Geld reicht gerade noch, um zwei Opern neu zu inszenieren – nämlich Webers „Euryanthe“ und Händels „Orlando“. Zwecks Komplettierung wird der Don Giovanni aus diesem Jahr einfach noch einmal aufgeführt.

Zuviel Geld hat Gian Carlo del Monaco, Sohn des Tenors. Er hat den Haushalt der Bonner Oper um 3,9 Millionen überzogen. Die Stadtregierung hat ihm deswegen schon mit Kündigung gedroht, del Monaco, der erst seit vier Monaten amtiert, gab auch nicht schlecht zurück. In seinem Vertrag stehe nämlich, daß er diese 3 Millionen ausgeben dürfe, das Geld sei ihm „rechtswidrig“ gekürzt worden. Wie schön, daß die alte Hauptstadt wenigstens einen Opernskandal hat.

Völlig blank hingegen stehen 36 Musiker auf der Straße. Möglicherweise sind auch ein paar Frauen dabei, sie alle jedenfalls haben jahrzehntelang im Orchester der DEFA-Studios gespielt, das seit diesem Jahr mit dem Orchester des Hans-Otto-Stadttheaters von Potsdam fusioniert worden ist. Die Qualität seiner Symphonie-Konzerte habe sich dadurch sehr gebessert, versichert die Landesregierung, und vermutet, die DEFA-Leute hätten „Spezialkenntnisse“ mitgebracht. Was nützt uns das aber im Orchestergraben ohne Leinwand? Ein Förderkreis der Filmmusik fordert, daß wenigstens die Beschäftigungs-Zusagen eingehalten werden, die den Entlassenen gemacht worden seien.